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Eiscreme in einem chinesischen Restaurant, das dem Thema Toilette gewidmet ist. Noch etwas ekliger ist eine Behandlungsmethode, die hervorragend gegen tückische Darminfektionen hilft.

Foto: REUTERS/Nir Elias

London/Wien - Sollten Sie gerade etwas essen oder trinken, dann lesen Sie bitte nicht gleich weiter. Denn im Folgenden geht es um eine extrem erfolgreiche, aber doch recht unorthodoxe Behandlung von chronischen Darmerkrankungen. Und wie diese Methode genau funktioniert, ist ziemlich unappetitlich und stellt jede Ekelprüfung beim RTL-Dschungelcamp deutlich in den Schatten.

Konkret geht es um heftige Durchfälle und vor allem wiederkehrende Darmentzündungen, die durch das Bakterium Clostridium difficile hervorgerufen werden. Der Problemkeim ist vor allem in Krankenhäusern - aber nicht nur da - auf dem Vormarsch; allein in den USA verursacht er pro Jahr etwa 15.000 Todesfälle.

Zwar entwickeln viele Infizierte nur leichte Durchfälle. Aber andere Patienten, insbesondere geschwächte Senioren, erleiden heftige Entzündungen des Darms. Im Normalfall schlucken die Betroffenen über Wochen und teilweise über Monate Antibiotika, die zum einen die übrigen Darmbakterien schädigen. Zum anderen kehrt die tückische Infektion bei fast jedem dritten Patienten wieder zurück.

Seit einigen Jahren wird nun eine Behandlungsmethode verstärkt angewendet, die bereits 1958 entdeckt wurde und von der 500 Fälle in Fachzeitschriften dokumentiert sind. Doch eine Studie, die wissenschaftlichen Kriterien genügte (Zufallsstichprobe, Vergleich mit einem Antibiotikum), fehlte bisher.

Behandlung mit Fremdkot

Das hat nun der Gastroenterologe Josbert Keller von der Universität Amsterdam mit geplanten 120 Patienten nachgeholt. Doch die im "New England Journal of Medicine" publizierte Studie wurde nach einer geringeren Zahl abgebrochen - weil die Behandlung mit Fremdkot gesunder Personen so sensationell erfolgreich war: Die Fäkal-Infusionen heilten nämlich 15 von 16 Personen (94 Prozent), das bestgeeignete Antibiotikum Vancomycin hingegen nur sieben von 26 (27 Prozent).

Bleibt nur noch das Problem, wie man bei den Therapiewilligen die Ekelschwelle überwindet. Der Erfolg hängt nämlich auch davon ab, wie man dem Körper Spenderkot zuzuführt: Am besten funktionieren die Infusionen nicht, wenn sie über den Darmausgang verabreicht werden, sondern: durch die Nase. Mahlzeit! (tasch, DER STANDARD, 18.1.2013)