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Bad news first: Yo La Tengo spielen nicht in Österreich. Zwar geht die Band wegen des Erscheinens ihres neuen Albums "Fade" im Frühjahr auf ausgedehnte Europatour, aber Österreich scheint dabei nicht als Destination auf. Schade, denn das Trio aus New Jersey zeigt sich auf seinem 13. Album - good news next! - in Höchstform.

Dabei ist alles wie immer. Neben verträumten Popstücken, die Schlagzeugerin Georgia Hubley in verschlafenem Sprechgesang vorträgt und rhythmisch anschiebt, reicht das Ehepaar Kaplan-Hubley im Verein mit Riesenbaby James McNew am Bass atmosphäreschwangere Songs aus der ewig gültigen Grundschule von The Velvet Underground.

Sogar Streicher gibt es dieses Mal. Das will natürlich niemand mehr lesen, der die Band seit den 1980er-Jahren kennt, aber es stimmt anhaltend. Doch die schrummeligen, mit Gefühl in den Krach verschobenen Songs zählen längst nicht mehr zur alleinigen Visitenkarte dieser Institution. Vielmehr sind es Songs, die mit elektronischen Tupfern die Sixties mit dem Jetzt verknüpfen.

Das beschreibt den Arbeitsansatz von Yo La Tengo. Sie sind Traditionalisten, die neben den rituell erwähnten Velvet Underground Bands wie die Byrds sowie den Garagenrock der 1960er-Jahre verinnerlicht haben. Als diesbezüglich überzeugendes Referenzwerk ist immer noch das Coverversionenalbum "Fakebook" aus den frühen 1990ern uneingeschränkt zu empfehlen. Damit folgte die Band der damaligen Mode, sich mittels Lieblingsliedern von Lieblingskünstlern dort zu platzieren, wo man sich gern verortet haben wollte.

Mittlerweile zählen Yo La Tengo zu den großen Independent-Bands, auf die sich eine globale Neigungsgruppe einigen kann. Eine Band wie Pavement oder Sonic Youth. Dazu hat man bei Yo La Tengo nie das Gefühl, sie würden nur Imagepflege betreiben. Dabei klingen gottvolle Lieder wie das Popkleinod "Well You Better" so leicht wie eine Fingerübung.

Was dem neuen Album wohltuend fehlt, sind experimentelle Ansätze. Diese verhalfen der Band gerade in den späteren 1990ern eine modernistische Aura um den sonst gepflegten Traditionalismus zu stülpen. Das war gut und schön und als der Zeit geschuldet richtig. Mittlerweile wirken derlei Stücke eher wie Fleißaufgaben - und wie schon zuletzt auf dem Album "Popular Songs" (2009) verzichtet die Band vollständig darauf.

Auch der für Experimente durchaus anfällige Produzent des Albums ändert das nicht. John McEntire von Tortoise schuf stattdessen eine intime Grundstimmung, die selbst dem finalen Lied noch innewohnt, obwohl "Before We Run" durch den Einsatz von Bläsern und Streichern fast schon epischen Charakter besitzt. Tolles Album. (Karl Fluch, Rondo, DER STANDARD, 18.1.2013)