Fast zwei Jahrzehnte ist es her, da stand es verdammt schlecht um die Realisierung des Museumsquartiers: Die Wiener Sozialdemokraten entdeckten ihre Liebe zu einem Guggenheim-Museum auf der Donauplatte - und bezeichneten die Pläne von Ortner & Ortner für die ehemaligen Hofstallungen als "Schrott". Man kann von Glück reden, dass der Bund am heiß diskutierten Projekt festhielt: Das MQ, im Juni 2001 eröffnet, ist eine Erfolgsgeschichte.

Und der Erfolg gibt Dieter Bogner, dem Planer des MQ, recht. Er warnt die Stadtväter eindringlich davor, das Wien Museum an den Hauptbahnhof, wo ein neuer Stadtteil entstehen soll, abzusiedeln. Aber nicht nur Bogner und Direktor Wolfgang Kos, sondern zwei Drittel der Fachleute plädierten bei einer Enquete für den bisherigen Standort.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bekannte spontan ein, dass ihn "diese fast aggressive Zurückhaltung", eben dass man den Karlsplatz nicht verlassen dürfe, "geschreckt" habe. Dem vielstimmigen Votum maß er dennoch keine Bedeutung bei: Die Entscheidung sei, sagte er, "nicht leichter geworden". Wie bitte? Selbst der Touristikchef äußerte sich skeptisch über den Standort Hauptbahnhof!

Nicht das Wien Museum braucht den Bahnhof, sondern die Developer brauchen das Wien Museum. Die Aufgabe der Stadt ist es aber wohl kaum, deren Arbeit zu erledigen. Es braucht keinen Mut, das Wien Museum abzusiedeln. Den Lobbyisten entgegenzutreten: Dafür braucht es Mut. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 31.12.2012/1.1.2013)