Einführung in die Anatomie: Ein Teddybär, bei dem sich der Bauch öffnen lässt und die Organe herausgenommen werden können.

Foto: derStandard.at/Florian Bayer

"Na, welche Beschwerden hat denn unser pelziger Patient?" Mit diesen Worten beginnt die Aufnahme im Teddybär-Krankenhaus, einem Projekt, das Kindern die Angst vor Krankheit und Spital nehmen soll. Hier können junge Besucher zwischen drei und sieben Jahren ihre mitgebrachten Stofftiere von Medizinstudenten versorgen lassen und so die Krankenhaussituation erleben, ohne selbst betroffen zu sein. Dabei lernen sowohl die Kinder als auch die rund 90 angehenden Mediziner voneinander. 

Bereits seit 2001 wird das Teddybär-Krankenhaus in Graz und Innsbruck veranstaltet, seit 2004 jährlich auch in Wien. Heuer fand es bereits zum zweiten Mal in den Räumen der Wiener Ärztekammer in der Innenstadt statt. Organisiert wird es von der Medical Student's Association (AMSA), die auch schon die Programme "Achtung Liebe" und "Grips statt Chips" initiierte. Für das Teddy-Spital wurde die AMSA kürzlich sogar für den Förderpreis der Österreichischen Gesundheitsberufe-Konferenz nominiert.

Eingegipst, geimpft, operiert 

Von Erstaufnahme über Diagnose mit liebevoll modellierten Röntgen- und Ultraschallgeräten bis hin zur Ausgabe eines Rezepts (etwa "Viel Obst und Gemüse, dreimal am Tag Streicheleinheiten" - Medikamente werden keine verschrieben) wird der Ablauf im Krankenhaus so wirklichkeitsgetreu wie möglich nachgespielt. Die Krankheit ihrer Stofftiere denken sich die Kinder selbst aus, wobei ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt werden. 

Meistens sind es Wunden oder gebrochene Beine, die es zu behandeln gilt. Da reicht es im Normalfall, dem Teddy einen Gips oder Verband anzulegen und vielleicht eine Spritze zu geben. Für Notfälle steht sogar ein stilechter Operationstisch zur Verfügung, an den sich die jungen Besucher und die operierenden Medizinstudenten nur mit Mundschutz, OP-Kittel und Handschuhen setzen dürfen. Schließlich will man den armen Teddy nicht der Gefahr einer Infektion aussetzen. 

Richtiges Zähneputzen und Erste Hilfe

In der Zahnarzt-Ordination üben die Kinder das richtige Zähneputzen. Auch eine Apotheke gibt es, in der sie nach der Diagnose ihre Rezepte gegen Obst einlösen können und eine Tapferkeitsmedaille verliehen bekommen. Schließlich werden den Sprösslingen noch die Grundlagen in Erster Hilfe erklärt, bevor am Schluss noch ein Abstecher in einen echten Rettungswagen auf dem Programm steht - für viele Kinder der Höhepunkt ihres Besuchs.

"Wisst ihr, wofür das gut ist?", fragt Alfred Mitschka und zeigt auf den Defibrillator. Er ist bereits seit knapp 40 Jahren Sanitäter beim Samariterbund Donaustadt-Floridsdorf und erklärt geduldig und kindgerecht, was zu tun ist, wenn der "menschliche Motor" ausfällt, oder wofür es etwa einen Kühlschrank im Rettungswagen braucht. Die Kinder kommen aus dem Staunen nicht heraus.

"144 - Die Rettung kommt zu mir"

Ganz besonders freut Mitschka, dass in dieser jungen Kindergartengruppe schon alle die Notrufnummer 144 kennen. "Das wissen nicht einmal alle Erwachsenen. Manche glauben doch tatsächlich, dass die Rettung einfach so kommt, wenn einem etwas zustößt", sagt Mitschka. Umso wichtiger sei es, bereits im Kindesalter die Kinder mit dem Thema Gesundheit und Krankheit vertraut zu machen, erklärt der 70-jährige Sanitäter. Ans Aufhören denkt er trotz seines Alters nicht: "Die Kinder sind so wissbegierig - mir macht es eine Riesenfreude, mit ihnen zu arbeiten." 

Mitschka ist von Anfang an ehrenamtlich beim Teddybär-Krankenhaus dabei und hofft, dass sich auch in den nächsten Jahren noch genügend Sponsoren finden. Schließlich gebe es, obwohl alle ehrenamtlich am Projekt mitarbeiten, doch einige Kosten: Allein das Rettungsauto kostet für einen Tag an die 1.000 Euro. Mitschka ist aber zuversichtlich, dass sich auch in Zukunft genügend Unterstützer finden werden. 

Interesse am Teddybär-Krankenhaus besteht jedenfalls mehr denn je: Am 20. und 21. Dezember betreuten die Medizinstudenten etwa 1.000 Kinder, manche Kindergartengruppen und Volksschulklassen mussten sogar auf nächstes Jahr vertröstet werden. (Florian Bayer, derStandard.at, 21.12.2012)

>> Zur Ansichtssache: Mit Teddy ins Krankenhaus