So selten, dass es kein Foto von ihm gibt: Der Camperdown-Wal sieht fast gleich aus wie der Bahamonde-Schnabelwal.

Foto: Wikimedia/Avenue

Auckland/Wien - Die Tierart ist immerhin mehr als fünf Meter lang und kaum zu übersehen - könnte man meinen. Doch die äußerst rare Existenz des Bahamonde-Schnabelwal weist einmal mehr darauf hin, wie wenig wir darüber Bescheid wissen, was in den Tiefen der Ozeane so alles schwimmt. Tatsächlich dürfte Mesoplodon traversii jener Großsäuger auf unserem Planeten sein, über den wir am allerwenigsten wissen.

Der ersten Anhaltspunkt dafür, dass diese Walart existieren könnte, stammt aus dem Jahr 1872, als man auf Pitt Island (bei Neuseeland) einen Kieferteil fand. Seitdem gab es zwei Schädelfunde auf der zu Chile gehörigen Insel Robinsón Crusoe und auf einem weiteren neuseeländischen Eiland. DNA-Analysen der 1986 gefundenen Knochen ergaben, dass es sich um eine eigene Art von Schnabelwal handeln müsse, der zwar ganz ähnlich wie der Camperdown-Wal aussieht - aber eben doch kein Camperdown-Wal ist.

Die Experten tauften die neue Spezies Bahamonde-Schnabelwal und wussten bis vor kurzem außer über die Schädelform und die Zahnanatomie so gut wie nichts über die Walart. Das hat sich nun ein wenig geändert, wie Forscher um Rochelle Constantine von der Universität Auckland im Fachblatt Current Biology berichten. Die Biologen hatten DNA-Proben zweier vermeintlicher Caperdown-Wale genommen, die im Dezember 2010 am Opapa-Strand in Neuseeland gestrandet waren und dort starben.

Vierter Existenz-Beweis

Die Tiere erwiesen sich als Bahamonde-Schnabelwale, und damit gab es nach 140 Jahren den erst vierten aber immerhin konkretesten Beweis für die Existenz der Walart, deren Verbreitungsgebiet auf den südlichen Pazifik beschränkt sein dürfte. Die Forscher um Constantine legen nun die bis dato genaueste Beschreibung des wohl seltensten Wals des Planeten vor. Über die Lebensweise des Tiers weiß man allerdings nach wie vor nichts, da es noch nie lebend gesichtet wurde. Und die Forscher geben auch zu, keine Ahnung zu haben, warum die Tiere gar so selten sind. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 06.11.2012)