In den Flakturm im Esterhazypark wird hineingebaut.

Foto: Thomas Rottenberg

Auch die Kletterer erfreuen sich an dem Betonklotz.

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Der Überhang ist nicht so ohne.

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Es zeigt sich, dass die Sicherung das Allerwichtigste ist.

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Wien - Der erste Blick täuscht. Denn beim ersten Hinschauen sieht es aus, als hänge da gerade ein Ziegelstein am Haken des Krans. Doch das, weiß Franz Six, ist die übliche optische Täuschung "seines" Hauses: Six ist Präsident im Haus des Meeres - und die Dimensionen des Flakturmes im Esterhazypark, in dem der Aquariumsverein daheim ist, lassen fast kleinwagengroße Betonblöcke wie handliche Backsteine wirken.

Auch deshalb fiel bisher kaum auf, dass ein Kran seit einer Woche Betonklötze aus dem Inneren des Turmes hievte. "Wir bauen aus", verriet Six - und enthüllte am Donnerstag die aktuellen Pläne: "Weil der politische Widerstand so groß ist, haben wir beschlossen, nicht hinauf, sondern hinunter zu bauen."

Tatsächlich ist der vier Millionen Euro teure Ausbau nicht einmal ein Schatten dessen, was eigentlich geplant war: 1997 wollte man - gemeinsam mit der Arcotel-Gruppe - ein 20 Meter hohes gläsernes Hotel auf den Turm setzen. Genehmigungen und Baubewilligungen lagen vor - doch dann änderten sich die Mehrheitsverhältnisse im Bezirk (von Schwarz zu Rot). Die Stadtregierung legte sich quer - das Projekt starb.

Sukzessive Höhensenkung

Doch die Türmer wollten weiter hoch hinaus: 2009 stimmten zwei Drittel der Anrainer bei einer Bürgerbefragung einem zwölf Meter hohen Aufbau zu. "Am Behördenweg wurden daraus zehn, dann 8,5 und dann sechs Meter. Zuletzt waren es 4,5", seufzt Six. Dann wurde das am Dach geplante Eine-Million-Liter-Aquarium untersagt. "Da haben wir beschlossen, nach innen zu wachsen."

Denn Platz gibt es: Der oberste, zehnte Stock konnte bislang nicht geöffnet werden, da die Raumhöhe hier nur 1,90 Meter beträgt. Allerdings liegt die Decke deutlich unterhalb der Oberkante des Turms. Und es gibt einen etliche Meter weiten Schacht, in dem die Nationalsozialisten eine komplette Radaranlage versenken konnten.

"Die Betonblöcke sind die Decke des obersten Stockwerkes", erläutert Six. Der Hauptraum soll nun höher werden - und als Seminarraum für 160 Personen dienen. Der danebenliegende einstige Kommandoraum bleibt als Museum erhalten - schließlich ist der Turm auch ein Mahnmal.

Die Angst vorm fallen gelassenen Kaffeehäferl

Im Radarschacht werden ein 150.000-Liter-Aquarium ("Ein schwacher Trost für das, was wir planten - aber die Hammerhaie brauchen ein neues Zuhause") und ein Lift Platz finden: Das Dach soll zum Panoramadeck werden - und der Zugang barrierefrei sein. Die Lift- und die ein paar Meter entfernte Stiegenhaus-Einhausung sollen von unten "unsichtbar bleiben: Das wird eine zurückgesetzte, drei Meter hohe Glaskonstruktion mit 45-Grad-Neigung."

In diesem Aufbau wäre genug Platz für ein kleines Café mit großer Aussicht. Aber: "Die Behörde hat Angst, dass jemand ein Kaffehäferl fallen lassen könnte."

Ohne Fisch-Ticket, bedauert Six, wird das Dach leider nicht erreichbar sein: Ein geplanter Außenlift (mit dem dann auch die bisher nur zu Fuß erreichbaren "Aussichtsohrwascheln" barrierefrei erreichbar gewesen wären) scheiterte an der Beschriftung, die der US-Künstler Lawrence Weiner 1991 am Turm anbrachte: Der Lift wäre durch das Kunstwerk gefahren. Die Turm-Betreiber boten zwar an, den Schriftzug über den Liftschacht zu ziehen, bissen bei den Behörden damit aber auf das, woraus der Turm ist: Beton. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, 14.9.2012)