Zwei nahe Verwandte: Links die bereits bekannte Eulenkopf-Meerkatze, rechts die neuentdeckte Spezies.

Foto: Noel Rowe, Hart JA, Detwiler KM, Gilbert CC, Burrell AS, Fuller JL, et al.

Kinshasa - Forscher haben in der Demokratischen Republik Kongo eine bislang unbekannte Affenart identifiziert - ein äußerst seltenes Ereignis: In den letzten 28 Jahren sind in Afrika nur zwei "neue" Affenspezies entdeckt worden. Die US-amerikanischen und kongolesischen Biologen stellen die Spezies in der Fachzeitschrift "PLoS One" vor. 

Die Forscher gaben ihr die Bezeichnung Cercopithecus lomamiensis, weil die bis zu 65 Zentimeter großen Tiere im Lomami-Becken gefunden wurden. Cercopithecus wiederum ist die Bezeichnung für die in Subsahara-Afrika beheimatete Gattung der Eigentlichen Meerkatzen. Die neue Art ähnelt den Forschern zufolge der Eulenkopf-Meerkatze (Cercopithecus hamlyni). Erste genetische Untersuchungen hätten ergeben, dass es sich um eine Schwesterart der Eulenkopf-Meerkatze handelt.

Allerdings hat die Eulenkopf-Meerkatze ein dunkles Fell, eine dunkle Hautfarbe im Gesicht und einen klaren weißen Strich auf der Nase. Cercopithecus lomamiensis hingegen hat ein graubraunes Fell und ein blassrosa Gesicht.

Entdeckungsgeschichte

Die Affenart sei zufällig entdeckt worden, berichten die Biologen: Im Juni 2007 waren sie im Kongo unterwegs und sahen im Haus eines Volksschul-Direktors ein junges Weibchen einer ihnen unbekannten Art. "Der Schulleiter bezeichnete das Tier als 'Lesula'. Diesen einheimischen Namen hatten wir noch nie zuvor gehört", schreibt das Team um John A. Hart von der kongolesischen Lukuru Wildlife Research Foundation und dem Yale Peabody Museum of Natural History. Der Einheimische habe das Tier von einem Verwandten bekommen, nachdem dieser die Mutter des Tieres in einem nahe gelegenen Wald getötet hatte. Die Forscher nahmen den Affen in ihre Obhut und begannen, nach Artgenossen zu suchen.

Zunächst fanden sie weitere gefangene Tiere. Im Dezember 2007 sahen sie dann das erste Tier in der Natur. Die Affen leben in den immergrünen Feuchtwäldern im Osten des zentralafrikanischen Landes. Das Verbreitungsgebiet soll rund 17.000 Quadratkilometer groß sein; es werde im Osten vom Lomami-Fluss begrenzt.

Erste Erkenntnisse

Die Tiere fressen und bewegen sich am Boden, halten sich aber auch in den Bäumen auf. Bis zu fünf Individuen wurden zusammen gesehen; typischerweise gehörte ein erwachsenes Männchen zur Gruppe. "C. lomamiensis ist scheu und war die am seltensten gesehene Primaten-Art", heißt es weiter.

Als natürlicher Feind der nun entdeckten Affen gilt der Kronenadler. Außerdem seien sie von Menschen bedroht, die "Buschfleisch" jagen. Die Biologen schlagen deswegen vor, dass Lesula auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) als "gefährdet" eingestuft wird. (APA/red, derStandard.at, 13. 9. 2012)