Reinhard Christl: Ist der Journalismus am Ende? Ideen zur Rettung unserer Medien. Falter Verlag 2012, 19,90 Euro.

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Wien - In seinem neuen Buch stellt sich der scheidende Leiter des FH-Studiengangs Journalismus, Reinhard Christl, die Frage, wie guter Journalismus in Österreich gesichert und finanziert werden kann. Er fordert unter anderem einen werbefreien, aus Steuermitteln finanzierten ORF und denkt über private Medienfinanziers nach amerikanischem Vorbild nach. Unter der Leitung von Armin Thurnher diskutierte er darüber am Donnerstagabend mit Armin Wolf und Anneliese Rohrer.

Er habe versucht, gegen die schlechte Stimmung in der Branche anzuschreiben, sagte Christl. Hoffnung mache ihm, dass es in Österreich so viel guten Journalismus gebe wie noch nie. Auch "ZiB 2"-Mann Armin Wolf sagte, die meisten Medien in Österreich seien erstaunlich gut gemacht, wenn man bedenke, welche "lächerlichen Ressourcen" sie hätten. Insgesamt war ihm Christls Ansicht aber zu optimistisch. "Die Branche ist völlig zu Recht hochbesorgt", meinte er. Sie sei von so großen wirtschaftlichen und technologischen Veränderungen betroffen wie nie in den vergangenen 200 Jahren.

Warnung vor allzu großer Angst

Elitezeitungen werden überleben, meinte Wolf, und auch sehr regionale Produkte haben seiner Meinung nach eine Zukunft. Aber: "Sorgen würde ich mir machen, wenn mir der 'Kurier' gehören würde." Als Problem der Zeitungen machte er aus, dass "ihr Geschäftsmodell zusammenbricht". Christl dagegen warnte vor einer allzu großen Angst vor dem Internetboom. Diese könne "zu einer Self-fulfilling Prophecy" werden.

Ein großes Thema der Diskussion war auch die Finanzierung des guten Journalismus: In den USA etwa gebe es Mäzene, die in den Journalismus investieren, meinte Christl, das brauche es auch in Österreich. "Es gibt die Leute, es gibt das Geld", sagte er, und die Unzufriedenheit mit der Politik sei auch da. Diese Diagnose teile er, sagte Wolf, aber "die Leute machen das nicht", und als Basis einer medialen Grundversorgung sei das auch nicht toll. So meine er das auch nicht, entgegnete Christl, es sei aber eine sinnvolle Ergänzung.

Rohrer kritisiert "Interessengemeinschaft" zwischen Politik und Verlegern

Für den ORF fordert Christl eine Milliarde aus dem Steuertopf. Damit hätte der öffentlich-rechtliche Rundfunk rund 150 Millionen mehr als er derzeit aus den Gebühren und Werbung einnimmt. Auf Werbung müsste er im Gegenzug verzichten. Im Sinne der Information würde das allen nutzen, meinte er. Wolf sagte dazu, "ohne politische Auflagen" würde er dieses Modell begrüßen, aber daran glaube er in Österreich nicht und sei daher skeptisch. Anneliese Rohrer sieht dagegen nicht in der Frage der Finanzierung die "große Gefahr" für den Journalismus; gefährlicher sei es, dass "wir es zugelassen haben, dass es eine Interessengemeinschaft zwischen Politik und Verlegern gibt". (APA, 15.6.2012)