Größte Medienunternehmen, Teil 1: Von ORF bis zum Niederösterreichischen Pressehaus

Grafik: STANDARD

Teil 2: Von Sky Österreich bis Vermarkter und Außenwerber.

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Wien - In kleinen Schritten verabschieden sich Österreichs Medienhäuser vom Hang zur Geheimhaltung. Hermann Petz, Vorstandschef der Tiroler Moser Holding, liefert zur STANDARD-Übersicht der größten Medienhäuser offensiv ein paar Daten mehr.

Bisher rechnete die Moser Holding (Flaggschiff: Tiroler Tageszeitung) in ihren Konzernumsatz alle Beteiligungen zur Gänze ein. Aktueller Wert: 221,9 Millionen. Dazu meldet Petz heuer einen Umsatzwert mit den Einnahmen nach Beteiligungshöhe - also für die 50 Prozent der Mosers an der mit der Styria betriebenen österreichweiten Gratiszeitungsgruppe RMA 50 Prozent von deren Umsatz.

Sinnvolle Vergleichswerte für das Vorjahr gibt es nicht - die Moser Holding wechselte damals den Rhythmus ihres Geschäftsjahrs vom Kalenderjahr zum 30. Juni eines Jahres.

Petz meldet zudem das Ergebnis vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen (Ebitda): 18,5 Millionen Euro mit allen Beteiligungen voll kalkuliert; 14,4 Millionen nach Beteiligungshöhen.

Warum das Ebitda? Für Exbanker Petz ist das "die einzige Ergebniszahl, mit der man innerhalb einer Branche die operative Ergebnisentwicklung vergleichen kann". Das Zinsergebnis hänge von der Kapitalisierung eines Unternehmens und seinen Zinsvereinbarungen ab; bei Medienkäufen würden aus steuer- oder handelsrechtlichen Gründen gern Firmenwerte abgeschrieben, die keiner realen Entwertung entsprächen. Verluste aus Vorperioden könnten Steuern mindern.

Ein Grund für Petz' forcierte Offenheit könnte in den Daten über die angebliche Verschuldung der Moser Holding liegen, die in der Branche regelmäßig kursieren.

Im Firmenbuch finden sich etwa in der Bilanz bis Mitte 2010 Verbindlichkeiten von 81 Millionen Euro. Wie passen die zusammen mit jenen 44 Millionen Euro Netto-Bankschulden (ihre Forderungen schon abgezogen), von denen Petz dem STANDARD berichtete?

Das ergebe sich aus der Konzernstruktur, in der Kredite von Töchtern aufgenommen wurden. Für die und für negatives Eigenkapital von Töchtern hat scheinen bei der Holding Wechselbürgschaften und bilanzielle Patronatserklärungen auf, erklärt Petz. Bankschulden aller Firmen addiert, Forderungen und Vorräte abgezogen ergäben zum 30. Juni 2011 52 Millionen. Zum Stichtag 30. Juni 2012 würden es 44 sein.

Den Großteil der Daten in der alljährlichen Übersicht fragt DER STANDARD bei den Medienhäusern ab. Die beim Firmenbuch hinterlegten Bilanzen liefern weitere Kennzahlen, etwa das EGT, meist sind erst jene aus dem vorangegangenen Jahr verfügbar. Die Daten sind insofern mit Vorsicht zu behandeln, da einzelne Gesellschaften in verschachtelten Firmenstrukturen wie etwa bei Österreich kein vollständiges Bild bieten müssen. 

Wo weder Eigenangaben noch solche aus dem Firmenbuch verfügbar, versucht der STANDARD die Werte anhand anderer Marktdaten und Quellen zu schätzen. Quellen, die sich gelegentlich als Fehlerquellen entpuppen wie im Vorjahr, als eine Auskunftsperson das Rohergebnis mit dem EGT verwechselte, was der Gratiszeitung Heute in der ersten Version der Übersicht ein sagenhaftes EGT von rund 16 Millionen Euro eintrug - mehr als ein Drittel des geschätzten Umsatz. Auch die Daten für Heute sind diesmal deutlich plausibler ausgefallen.

Um das Red Bull Media House trotz bisher eher überschaubaren Umsätze unter den Medienhäusern des Landes einzuordnen, hat DER STANDARD den vom Konzern damit betriebenen Aufwand - unverändert auf rund 200 Millionen Euro - geschätzt.

Markante Bewegungen finden sich in Details der Übersicht: Die Umsätze der Verlagsgruppe News gingen markant zurück - wohl neben der Konjunktur dem zweimaligen Wechsel der Geschäftsführung binnen eines Jahres geschuldet.

Markant stiegen die Umsätze der Gratiszeitungsholding RMA von Styria und Moser Holding, zu der Bezirksblätter, Wiener Bezirkszeitung, Kärnter und Steirer Woche gehören. Laut Konzernführung, weil sich neben guter Marktentwicklung in den Daten 2011 der Managementvertrag mit der Bezirksrundschau in Oberösterreich niederschlägt. Das dürfte sich 2011 in einem Ergebnis vor Steuern um 10 Millionen (nach 4,6) niedergeschlagen haben.

Regionalverlage wie die Oberösterreichischen Nachrichten geben kein aktuelles Ergebnis bekannt - man kann von rund 10 Prozent Rendite ausgehen. Branchenriese Mediaprint konnte sein Ergebnis (vorerst) markant heben. 

Deutlich mehr umgesetzt als 2010 haben etwa auch die Privatsendergruppen ProSiebenSat.1 Austria und Sky. Auch für RTL-Vermarkter IP schätzt der Standard erstmals einen Nettoumsatz - mit rund 90 Millionen Euro. (Harald Fidler, DER STANDARD, 21./22.4.2012)