Fotos von der Tour gibt es in dieser Ansichtssache.

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Die ganze Woche haben wir nervös den Wetterbericht beobachtet: Wird er dieses Wochenende gehen, der Großglockner, oder nicht? Am Donnerstag steht dann fest, dass nur der Samstag für einen Aufstieg in Frage kommt, denn am Sonntag soll eine Schlechtwetterfront eintreffen.

Damit ist klar, dass wir die ursprünglich für zwei Tage geplante Tour an einem Tag durchziehen: vom Lucknerhaus auf 1.920 Meter Seehöhe und weiter auf den Gipfel auf 3.798 Meter. Verschieben kommt nicht in Frage, schließlich sind wir zu fünft und haben Dienste getauscht, Besuche bei Erbtanten verschoben und Uni geschwänzt – nur um auf ein gemeinsames Wochenende zu kommen!

Dann eben auf die "harte Tour"

Nach einer kurzen, aber gemütlichen Nacht im Lucknerhaus läutet um vier Uhr morgens der Handywecker. Nach einem (zu?) reichlichen Frühstück schnallen wir kurz nach fünf im Schein unserer Stirnlampen die Skier an.

Die Nacht ist hell und klar und für die Jahreszeit ungewöhnlich mild, so dass wir uns bald inmitten einer Karawane von Skibergsteigern befinden. Unsere kleine Fünfergruppe lässt sich vom unvermeidbaren und testosterongeladenen Rennen der "Kampfsportler", Marke Bergführer, nicht aus dem Tritt bringen. Das liegt wohl am Frauenanteil: zwei Frauen und drei Männer – gar nicht schlecht bei einer geschätzten Frauenquote von 1:12 am Glockner.

Relativ bald müssen wir die Harscheisen anlegen, ohne sie wäre der Aufstieg im gepressten Schnee eine gefährliche Rutschpartie. Mit den ersten Sonnenstrahlen auf Höhe der Stüdlhütte justieren wir uns erneut: Gurt, Karabiner, Bandschlingen und zwei Eisschrauben – nur für den Fall der Fälle ...

Dieser tritt zum Glück nicht ein, der Gletscher ist kompakt und geschlossen, also tragen wir unsere beiden Seile noch ein Stück im Rucksack spazieren.

Glühende Hitze im ewigen Eis

Mittlerweile ist es glühend heiß – zumindest kommt es uns am Gletscher so vor -, dabei liegt das anstrengendste Stück Weg noch vor uns.

In der letzten Steilflanke ist bereits eine ambitionierte Spur gezogen, die relativ steil und mit wenigen Spitzkehren nach oben zieht. Wir steigen dennoch in diese Spur ein, bietet sie doch eine gute Chance, die Harscheisen im Schnee zu versenken und so Halt zu finden.

Erst im oberen Drittel der Steilflanke hat die Sonne so viel Kraft, dass der Schnee etwas weicher wird. Leider zu spät für uns, denn hier ist für die Skier auch schon Endstation am Skidepot: Wir stecken die Skier tief und abrutschsicher in den Schnee und nehmen Pickel und Steigeisen aus den Rucksäcken. Höchste Zeit für eine kleine Stärkung in Form von Schnitten, Riegeln und Bananen. Hauptsache, viel und süß. Unser Freund Harald erklärt uns bei dieser Gelegenheit zum x-ten Mal sein Fastenprinzip: "Süßes nur an Samstagen, ausgenommen Werktage vor und nach Sonntagen ...". Ja, klar, macht Sinn.

Das Bergpanorama rings um uns ist grandios, kaum ein Wölkchen trübt die Sicht, wie schön muss es dann erst am Gipfel sein!

Krabbelnder Abstieg auf allen Vieren

Also geht es weiter schräg bergan über das Glocknerleitl. Wir beeilen uns, denn es weht hier ein kalter Wind und wir sind in null Komma nichts wieder durchgefroren. Nur gut, dass es gleich wieder steil bergauf geht und wir gleichzeitig absteigenden, auf allen Vieren krabbelnden Bergsteigern ausweichen müssen.

Schließlich erreichen wir den Grat, den wir am laufenden Seil hinter uns bringen. Er ist mit Eisenstangen gesichert und in diesem Jahr in einem Top-Zustand. Problemlos tanzen wir an entgegenkommenden Seilschaften vorbei, das Gipfelkreuz ist schon zum Greifen nahe.

Vor dem letzten Aufschwung queren wir die Glocknerscharte, von der aus man die in die Nordwand abfallende Pallavicinirinne einsieht. Mit Schaudern denke ich daran, dass die Rinne auch schon mit Skiern abgefahren wurde ...

Dann doch lieber geradeaus: Ohne Probleme stehen wir wenig später am Gipfel. Es ist windstill, strahlender Sonnenschein, ungezählte weiße Bergspitzen rings um uns, einfach wunderbar.

Gemäß einer alten Tradition unserer Gruppe belohnen wir uns mit einer leckeren Linzertorte für den Aufstieg. Die Torte ist sogar unversehrt und wir essen sie in ganzen Stücken – zumindest jene von uns, die nicht mehr vom Frühstück zu voll sind.

Abwärts mit Kopfschmerzen

Nach etwa einer Dreiviertelstunde machen wir uns wieder an den Abstieg. Wie üblich sind wir die Letzten, die vom Gipfel absteigen, jetzt bloß nicht hetzen.

Zurück am Skidepot merken wir mittlerweile die Anstrengung des Tages: Es machen sich Kopfschmerzen bemerkbar – wir fühlen uns ein bisschen wie weich gekocht.

Inzwischen hat es in der starken Märzsonne sogar etwas aufgefirnt und wir können ein paar herrliche Schwünge in die Steilflanke ziehen. Als wir schließlich beim Lucknerhaus abschwingen, sind wir trotzdem froh, wieder im Tal zu sein. Und wir sind uns einig: Heute werden wir bestimmt gut schlafen.