Der Beweis, dass es sich bei den abgebildeten Tieren um keine Regenwürmer handelt: So wie Frösche oder Salamander schlüpfen diese jungen Blindwühlen aus Eiern.

Foto: S. D. Biju

Sie sind beinlos, uralt und etwas eklig. Und obwohl sie quasi direkt unter Menschen leben, dauerte es bis ins 21. Jahrhundert, dass Wissenschafter die neue Amphibienfamilie der Blindwühlen entdeckten. Bis die Biologen um Sathyabhama Das Biju von der University of Delhi fündig wurden, mussten sie allerdings ziemlich lange graben: über fünf Jahre hinweg 1200 Stunden lang an insgesamt 238 Stellen in vielen Teilen Nordostindiens.

Obwohl die Tiere unseren Regenwürmern ziemlich ähnlich sehen, haben sie mit diesen Angehörigen der Ringelwürmer ganz und gar nichts zu tun. Die Mitglieder der neu entdeckten Tierfamilie namens Chikilidae sind nämlich Amphibien. (Der Begriff stammt im übrigen aus einer nordostindischen Stammessprache und bedeute schlicht Blindwühle.)

Amphibien teilen sich in drei Ordnungen, nämlich die Froschlurche (also die Frösche und Kröten), die Schwanzlurche (wie Salamander) und die Schleichenlurche (oder Blindwühlen). Innerhalb dieser drei Ordnungen kannte die Wissenschaft bislang 60 Familien; die meisten davon wurden im 19. Jahrhundert entdeckt und beschrieben.

Die Familie der Chikilidae ist damit erst die siebente Blindwühlen- und die 61. Amphibienfamilie, wie die Forscher in den "Proceedings B" der Royal Society schreiben - und dazu auch einige Angaben über das nicht allzu ansehnliche Äußere und die eigenwillige Lebensweise der Tiere machen, die 14 bis 23 Zentimeter lang werden.

Blindwühlen sind weder giftig, noch sind sie Schlangen. Sie öffnen ihr Maul nur, um zu fressen, und würden niemals zubeißen. Die nunmehr sieben Familien leben unter anderem auch in Afrika und Südamerika. Die meisten von ihnen wühlen im Boden und verspeisen Regenwürmer oder Nacktschnecken.

Biju und seine Kollegen entdeckten bei ihren Grabungen gleich mehrere Arten und ordneten die Tiere der neuen Familie Chikilidae zu. Nach Angaben der Forscher haben letztlich die DNA-Analysen bewiesen, dass es sich um eine gänzlich neue Familie handelt. Sie sei vor mehr als 140 Millionen Jahren aus einer anderen Blindwühlengruppe in Afrika hervorgegangen, bevor dieser Kontinent und Asien auseinandergebrochen seien. (tasch, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. Februar 2012)