Zu den berühmtesten Messel-Funden gehören die Skelette des Propalaeotheriums, eines winzigen Verwandten der Pferdevorfahren.

Foto: Senckenberg

Für die aktuelle Studie wurde jedoch dieses Fossil herangezogen: Der Basilisk Geiseltaliellus maarius.

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Frankfurt - Puzzle-Arbeit gehört für Paläntologen zum täglichen Brot - ebenso muss man sich nolens volens mit dem Umstand abfinden, dass meistens nur Teile eines fossilierten Skeletts gefunden werden, aus denen dann das betreffende Tier durch Vergleiche mit anderen Funden rekonstruiert werden muss.

Allerdings gibt es Fundstätten, in denen überdurchschnittlich viele vollständige Skelette entdeckt werden - eine davon ist die Grube Messel im deutschen Bundesland Hessen. Zahlreiche hervorragend erhaltene Funde aus der Fauna vor 47 Millionen Jahren wurden hier gemacht. Grund dafür ist die Zusammensetzung des Sees, der sich hier einst befand, wie Forscher im Fachjournal "Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments" berichten.

"Fettwachsleichen"

"Das Bodenwasser des Messel-Sees war sauerstoff-frei", erklärt Michael Wuttke aus dem Referat Erdgeschichte der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Sinkt ein totes Tier auf den Grund eines Gewässers hinab, beginnen Mikroorganismen sofort damit, alles organische Weichgewebe zersetzen, wodurch ein Skelett schließlich in seine Einzelknochen zerfällt. Die Sauerstoffarmut hat dies jedoch hier verhindert. Wuttke: "Unter solchen Bedingungen sind Bakterien nicht in der Lage, die Fette von Leichen vollständig aufzulösen. Aus den frei gesetzten Fettsäuren bildete sich ein wachsartiges, zersetzungsresistentes Leichenwachs und die Kadaver konnten als so genannte 'Fettwachsleichen' über mehrere Jahrzehnte hinweg bis zu ihrer vollständigen Einbettung im Seeboden überdauern, ohne zu zerfallen."

Dem Mechanismus auf die Spur gekommen sind die Forscher durch die minutiöse Analyse eines außergewöhnlich gut konservierten Echsenfossils der Spezies Geiseltaliellus maarius. Verwandte dieses baumbewohnenden Reptils leben heute noch in Südamerika, wo es ähnlich warm ist wie während des Eozäns im Gebiet des heutigen Deutschland. Wuttke und Krister Smith aus der Abteilung Messelforschung des Senckenberg Forschungsinstituts Frankfurt haben die einzelnen Gelenkverbindungen einer fossilierten Echse detailliert analysiert und festgestellt, dass zwar auch an den Messeler Skeletten bakterielle Zersetzungserscheinungen nachzuweisen sind. Doch war der vollständige Abbau von Weichgeweben über einen längeren Zeitraum gehemmt - eben in Folge des mangelnden Sauerstoffs am Seeboden. (red)