Spielerisch und brillant: Gilbert Adair.

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London - Er war Autor, Filmkritiker, Übersetzer, Kolumnist für Guardian und Sunday Times - um nur einige Genres zu erwähnen, in denen der 1944 in Edinburgh geborene Gilbert Adair glänzte. Er legte eine Reihe formal avancierter Kriminalromane vor, dichtete Alice in Wonderland und Peter Pan weiter und schrieb mit Liebestod auf Long Island (verfilmt mit John Hurt, dt. Übersetzung des Buches in der Edition Epoca) Thomas Manns Tod in Venedig neu.

Für Bernardo Bertoluccis The Dreamers lieferte Adair das auf seinem Roman The Holy Innocents basierende Drehbuch, daneben, als wäre all dies nicht genug, übersetzte er François Truffauts Briefe ebenso wie er George Perecs La disparation, die er unter dem Titel A Void - dem Original getreu ohne den Buchstaben e - in ein glasklares Englisch übertrug.

Adair, der als junger Mann seinem älteren Bruder, einem Zauberer, auf dessen Tourneen - wie es heißt - tollpatschig assistierte, wandte sich früh schon dem Handwerk des Schreibens zu, das er wie wenige beherrschte. Zu Adairs bekanntesten auf Deutsch vorliegenden Werken gehören neben seinen Krimis (C.-H.-Beck-Verlag) der Aufsatzband Wenn die Postmoderne zweimal klingelt (Edition Epoca) und der Roman Blindband (Beck), der die autobiografischen Erfahrung des langsamen Erblindens des Vaters verarbeitet. Gilbert Adair starb gestern 66-jährig in London. (steg, DER STANDARD - Printausgabe, 10./11. Dezember 2011)