So könnte der von "Kepler" entdeckte Exoplanet aussehen, wenn er eine feste Oberfläche und Gashülle besitzt.

Illu.: NASA/Ames/JPL-Caltech

Das Kepler-22-System in Relation zum Sonnensystem.

Illu.: NASA/Ames/JPL-Caltech

Moffet Field/Washington - Das Weltraumteleskop "Kepler" hat seinen ersten Planeten in der bewohnbaren Zone eines anderen Sterns nachgewiesen. Die Entdeckung wurde am Montag auf einer "Kepler"-Konferenz der US-Raumfahrtbehörde Nasa bekanntgegeben. Der Planet mit der Katalognummer Kepler-22b kreist am inneren Rand des habitablen Bereiches und könnte nach Angaben der Nasa unter bestimmten Umständen eine durchschnittliche Oberflächentemperatur von 22 Grad Celsius haben. Wasser wäre dann dort flüssig, sofern es überhaupt existiert. Dies gilt als eine Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen.

"Diese Entdeckung stützt die wachsende Überzeugung, dass wir in einem Universum leben, in dem es vor Leben wimmelt", urteilte einer der Forscher aus dem Entdeckerteam, Alan Boss von der Carnegie Institution. Die Forscher haben freilich vorerst keinerlei Hinweise aus Lebenszeichen von dem Planeten.

Es steht noch nicht einmal fest, ob es sich überhaupt um einen Gesteinsplaneten wie die Erde handelt oder ob Kepler-22b hauptsächlich flüssig oder gasförmig ist. Dennoch ist es nach Angaben der Nasa ein bedeutender Fund. "Dies ist ein wesentlicher Meilenstein bei der Suche nach einem Zwilling der Erde", betonte "Kepler"-Forscher Douglas Hudgins.

Kurzes Jahr und vielleicht ein warmes Klima

Was bisher bekannt ist oder begründet angenommen wird, fasste die Nasa folgendermaßen zusammen: Der Planet ist der bisher kleinste, der in der bewohnbaren Zone eines sonnenähnlichen Sterns aufgespürt worden ist. Sein Durchmesser ist nur etwa 2,4 Mal größer als derjenige der Erde. Die Masse des Planeten ist nicht genau bekannt. Sollte der Planet eine erdähnliche Dichte (5,515 g/cm3) aufweisen, dann würde er über eine etwa 13,8-fache Erdmasse verfügen und die 2,4-fache Oberflächenbeschleunigung jener der Erde besitzen. Wäre Kepler-22b so dicht wie Wasser (1 g/cm3), dann hätte er eine 2,5-fache Erdmasse und nur eine 0,43-fache Erdbeschleunigung an der Oberfläche.

Der Abstand zum Zentralgestirn ist um 15 Prozent geringer als jene zwischen Erde und Sonne, dadurch dauert ein Jahr auf Kepler-22b nur 289,9 Tage. Der Stern strahlt um etwa 25 Prozent weniger Licht ab; durch den kleineren Abstand zwischen Kepler-22b und seiner Sonne ergeben sich unter bestimmten Umständen moderate Oberflächentemperaturen: Die Forscher schätzen, dass bei einem erdähnlichen Treibhauseffekt an der Oberfläche von Kepler-22b durchschnittlich milde 22 Grad Celsius herrschen könnten. Verfügt der Planet über keine Atmosphäre, dann dürften dort im Schnitt etwa -11 Grad Celsius herrschen.

Erster habitabler Planet um einen sonnenähnlichen Stern

Es ist nicht der erste Nachweis eines Planeten in der bewohnbaren Zone eines anderen Sterns, aber der erste mit dem Weltraumteleskop "Kepler" - und nach Nasa-Angaben der erste bei einem sonnenähnlichen Stern. Ein weiterer bekannter Exoplanet, dem das Etikett Erde 2.0 verliehen wurde,  war der im Vorjahr möglicherweise vermeintlich entdeckte Planet Gliese 581g. Diese Welt soll ebenso in der habitablen Zone um sein Zentralgestirn kreisen und sich in 20 Lichtjahren Entfernung von der Erde befinden. Neuere Analysen weisen allerdings darauf hin, dass es Gliese 581g womöglich gar nicht gibt; im Unterschied zu Kepler-22b hat man jedenfalls bisher keine Bestätigung für die Existenz dieses Exoplaneten erbringen können.

48 weitere Kandidaten

Das Teleskop "Kepler", das zur Suche nach erdähnlichen Planeten gestartet worden war, hat bisher mehr als 2.300 Kandidaten für Exoplaneten bei anderen Sternen gefunden, davon 48 Kandidaten in bewohnbaren Zonen. Von diesen 48 ist Kepler-22b der erste, dessen Existenz sich mit Folgebeobachtungen bestätigen ließ, hieß es auf der Konferenz im Ames-Forschungszentrum der Nasa in Moffet Field (Kalifornien). Die Forscher haben inzwischen zwei Umläufe des Planeten um seinen Stern beobachtet, dreimal ist er dabei von der Erde aus gesehen vor seiner Sonne vorbeigezogen.

"Das Schicksal meinte es gut mit uns bei der Entdeckung dieses Planeten", sagte "Kepler"-Chefwissenschaftler William Borucki. Den ersten Hinweis auf Kepler-22b habe das Teleskop bereits drei Tage nach der offiziellen Inbetriebnahme im Frühjahr 2009 geliefert. "Den entscheidenden dritten Transit haben wir in der Weihnachtszeit 2010 beobachtet."  (APA/red)