Teheran - Der Iran hat Medienberichten zufolge nach einer Grenzverletzung eine US-Aufklärungsdrohne abgeschossen. Das unbemannte Flugzeug vom Typ RQ-170 sei "vor einigen Stunden" im Osten des Landes abgeschossen worden, berichtete der Fernsehsender Al-Alam am Sonntag unter Berufung auf Militärkreise. Die NATO-geführte Afghanistan-Truppe ISAF erklärte, sie habe Ende der Woche den Kontakt zu einer Drohne über dem Westen Afghanistans verloren.

Der Fernsehbericht, der sich auf einen namentlich nicht genannten Vertreter des iranischen Generalstabs berief, machte keine genauen Angaben zum Ort des Abschusses. Die iranische Nachrichtenagentur Fars berichtete unter Berufung auf einen Militärvertreter, die Drohne sei nach einer Grenzverletzung im Osten des Landes abgeschossen worden. Sie wurde demnach nur "leicht beschädigt" und beschlagnahmt. Der Militärvertreter warnte vor einer militärischen Reaktion, die "nicht auf die Grenzen unseres Landes beschränkt" sein werde.

Die ISAF erklärte am Sonntagabend, es könnte sich bei der erwähnten Drohne um eine US-Aufklärungsdrohne handeln, die Ende der Woche bei einem Einsatz über dem Westen Afghanistans verloren gegangen war. Die Operateure hätten den Kontakt zu dem Flugzeug verloren und prüften weiter, was vorgefallen ist.

Für Radar nur schwer zu erkennen

Die RQ-170 Sentinel ist eine Aufklärungsdrohne, die auf dem Radar nur schwer erkennbar ist und deren Existenz die US-Luftwaffe erst 2010 bestätigte. Medienberichten zufolge sind die Drohnen von Afghanistan aus im Einsatz, um Pakistan und den Iran auszuspähen. Der Iran hatte zuletzt im Jänner den Abschuss von zwei angeblichen Spionagedrohnen der USA im Persischen Golf bekanntgegeben. Im Juni behauptete Teheran, russischen Experten abgeschossene US-Drohnen gezeigt zu haben.

Wegen des umstrittenen iranischen Atomprogramms und der Sanktionspolitik des Westens hatte sich der Konflikt mit Teheran in den vergangenen Tagen zugespitzt. Am Dienstag stürmten regierungstreue Demonstranten die britische Botschaft in Teheran. Die Proteste richteten sich gegen die jüngste Verschärfung britischer Sanktionen wegen des iranischen Atomprogramms. Großbritannien reagierte mit der Ausweisung aller iranischer Diplomaten, Deutschland und Frankreich beorderten ihre Botschafter aus Teheran zurück.

Auch die USA, Kanada und die EU hatten ihre Sanktionen gegen die Regierung in Teheran zuletzt verschärft, nachdem die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) kürzlich in einem Bericht erstmals "glaubwürdige Hinweise" für eine militärische Dimension des iranischen Atomprogramms auflistete. Der Iran weist die Vorwürfe zurück und betont weiterhin den rein zivilen Charakter seines Atomprogramms. (APA)