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Das Fahndungsfoto der beiden Verdächtigen

Foto: APA/BPD-WIEN

Wien - Es scheint, als hätte eine Bande mit ganz speziellem Diebesgut im Visier auf ihrer Runde durch Europa nun Wien erreicht: Am Montag wurde ein Rhinozeros-Horn aus dem Dorotheum entwendet, am Dienstag schlugen andere Täter erneut zu und stahlen einem Tierpräparator in Margareten sein am Montag im Auktionshaus ersteigertes Nashorn-Horn. "Dennoch handelt es sich definitiv um verschiedene Täter", sagte Polizeisprecherin Regina Steyrer.

Bereits am Montag sorgte der Diebstahl eines Nashorn-Horns im Dorotheum für Aufregung. Zwei Männer wollten dort am Vormittag zwei Hörner stehlen, verloren eines jedoch bereits auf der Flucht. Dabei handelte es sich um eine zweihörnige Trophäe, die dann um 16.00 Uhr bei der Auktion "Historische wissenschaftliche Instrumente und Globen" um 85.700 Euro versteigert wurde. Ebenfalls auktioniert wurde ein Horn mit der Rufnummer 249. Höchstbieter dafür war ein Tierpräparator in der Diehlgasse. 24.700 Euro war dem Mann das Horn wert - der Schätzpreis lag bei 4.000 Euro. "Mein Vater hat das Horn als Wertanlage ersteigert", erklärte der Sohn. Die Freude am 39 Zentimeter langen Exponat währte jedoch nicht lange: Es wurde dem Präparator einen Tag später wieder gestohlen.

Am Dienstag gegen 14.00 Uhr kamen zwei Männer in das Geschäft des Präparators. Sie erkundigten sich in englischer Sprache nach Tierpräparaten aus Afrika. Der Geschäftsinhaber begab sich daraufhin mit den Männern in seine Wohnung und zeigte ihnen das Horn des Rhinozeros, welches er am Vortag bei der Auktion ersteigert hatte. Als der Präparator einen Anruf erhielt, nützten die beiden Unbekannten den für sie günstigen Moment und flüchteten mit der Nashorn-Trophäe. Der Geschäftsmann folgte den beiden Männern, sah jedoch nur noch ein weißes Fahrzeug mit überhöhter Geschwindigkeit in Richtung Margaretengürtel davonfahren, berichtete die Polizei am Mittwoch.

Einer der beiden Diebe wurde als etwa 1,75 bis 1,80 Meter groß, 50 bis 55 Jahre alt und schlank - fast schon mager - beschrieben. Er hat auffallend rotes Haar und trug beim Diebstahl einen mehrfärbigen Strickpullover. Der zweite Täter ist 1,80 bis 1,85 Meter groß, 30 bis 35 Jahre alt und dick. Er trug eine schwarze Jacke und war auch sonst dunkel bekleidet. Beide Männer sprachen bei dem Diebstahl Englisch. Das Landeskriminalamt Wien ermittelt.

Vermeintliches Potenzmittel

Der Diebstahl im Dorotheum ist laut der Unternehmenssprecherin einmalig in der Geschichte des Auktionshauses - und wird es wohl auch bleiben: Das Dorotheum zog die Konsequenz aus den Diebstählen: "Wir werden keine Nashorn-Hörner mehr annehmen und versteigern", sagte Unternehmenssprecherin Doris Krumpl.

Der Fall fügt sich jedoch nahtlos in die gesamteuropäische Diebstahlsserie ein, wobei davon ausgegangen wird, dass es sich um das Werk einer organisierten Verbrecherbande handelt. Fälle gab es in den vergangenen 18 Monaten unter anderem bereits in Portugal, Frankreich, Großbritannien, Tschechien und Schweden. Pulver von zermahlenen Nas-Hörnern ist besonders in Asien als vermeintlich wirksames Potenzmittel begehrt und erzielt auf dem Schwarzmarkt hohe Preise. (red/APA)