In Tagen wie diesen, da selbst gestandenste Europäer sich angewöhnt haben, wie Kassandra zu rufen und selbst staatstragendste Kolumnisten die heimische Regierungsmannschaft als bloßes Aufgebot von "Leichtmatrosen" (Peter Rabl) bezeichnen, darf man so ein Ereignis wie das vom Samstag im burgenländischen Jennerdorf durchaus sehr erwähnenswert finden: Der österreichische und der ungarische Umweltminister erklärten mit Brief und Siegel, dass die beiden Länder nicht mehr miteinander streiten - sondern miteinander ein Problem gelöst haben.

Das Problem war gravierend, aber durchaus alltäglich. Österreichische Unternehmen verschmutzten den Fluss Raab (Rába auf Ungarisch), der den Großteil seiner 250 Kilometer durch Ungarn fließt. Eine Bürgerinitiative griff die Sache auf, ungarische Populisten ritten sie geschickt, das Burgenland und die Steiermark lieferten in weiterer Folge Anti-Föderalismusargumente sonder Zahl. Es hätte ein zäher, sich in Vor- und Anwürfen erschöpfender Konflikt ergeben können, unter dem dann - man schaue nur Peter Resetarits' TV-Kleinode oder Großmahnungen - alle miteinander leiden wie die geprügelten Hunde.

Das haben nicht nur Nikolaus Berlakovich und Sándor Fazekas geschnallt. Aber die eben auch. Und solange es noch Politiker gibt, die ihre Aufgabe darin sehen, in Schauplatz Gericht eben nicht vorzukommen, ist Europa - ja, okay: "Dum spiro, spero" - noch nicht ganz verloren. (DER STANDARD-Printausgabe, 24.10.2011)