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Kultfigur: Shalit auf Buttons und T-Shirts.

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Der kommende Dienstag soll der Tag sein, an dem Gilad Shalit nach fünf Jahren und vier Monaten in der Gefangenschaft der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas sein Elternhaus im nordisraelischen Dorf Mitzpe Hila wieder betreten wird. So lautet die Planung. Doch zuvor wird der 25-jährige Soldat noch einiges durchzustehen haben.

Shalit soll auf dem Landweg aus dem Gazastreifen, wo die Hamas an der Macht ist, zunächst in den ägyptischen Sinai und dann über die Grenze nach Israel gebracht werden. Simultan wird ein erster Schub von 450 männlichen und 27 weiblichen palästinensischen Sicherheitshäftlingen an verschiedenen Punkten freigesetzt, was sich über einige Stunden hinziehen wird.

Während dieser Zeit wird Shalit zu einem israelischen Luftwaffenstützpunkt geflogen werden, wo er eine ärztliche Untersuchung, Befragungen und eine Zeremonie über sich ergehen lassen muss. Erst gegen Abend wird ihn dann ein Hubschrauber direkt in seinem Heimatdorf absetzen, das sich schon für den großen Empfang zu putzen begann.

Zu letzten Koordinationsgesprächen soll Israels Unterhändler, der Mossad-Beamte David Meidan, am Samstagabend nach Kairo fliegen. Spätestens Sonntag Früh soll die israelische Strafvollzugsbehörde die Liste mit den 477 Namen der freizulassenden Häftlinge veröffentlichen. Damit läuft eine 48-Stunden-Frist für eventuelle Einsprüche an, die von Angehörigen von Terroropfern zu erwarten sind. Es gilt aber als sicher, dass das Gericht die Austauschprozedur nicht stoppen wird.

Laut israelischen Medien werden viele "schwere Kaliber" freikommen, etwa Nasser Batima, der 2002 den Anschlag auf das Park-Hotel in Netania mitgeplant hat, wo 30 Menschen ermordet wurden, oder Husam Badran, einer der Urheber der Attacke auf die Dolphinarium-Diskothek in Tel Aviv, wo 2001 ein Hamas-Terrorist 21 junge Menschen mit in den Tod riss. Auch der älteste palästinensische Sicherheitshäftling, der 79-jährige Sami Younis, soll auf der Liste stehen.

Vierzig als besonders gefährlich eingestufte Palästinenser sollen ins Ausland abgeschoben werden, wobei nicht klar war, welche Länder sie aufnehmen würden. Weitere 165, die aus dem Westjordanland stammen, dürfen nicht dorthin zurückkehren und werden in den Gazastreifen gebracht. Für die Freilassung der zweiten Tranche von 550 Häftlingen hat Israel dann noch zwei Monate Zeit. (Ben Segenreich aus Tel Aviv/DER STANDARD, Printausgabe, 15.10.2011)