Washington - Vor der Tötung des radikalislamischen Predigers Anwar al-Awlaki im Jemen hat die US-Regierung einem Pressebericht zufolge die Erlaubnis zur Tötung eines US-Bürgers ohne Prozess in einem geheimen Dokument festgehalten. Entgegen eines Verbots für das Weiße Haus zur Anordnung von Ermordungen sei die Aktion in dem Dokument genehmigt worden, berichtete die "New York Times" am Samstag unter Berufung auf mit dem Papier vertraute Quellen. Die Tötung sei aber nur dann gerechtfertigt, wenn Awlaki nicht lebend ergriffen werden könne, hieß es demnach in dem 50-seitigen Schriftstück. Das Dokument sei eigens für Awlaki aufgesetzt worden und habe keine Präzedenzwirkung für die Tötung anderer terrorverdächtiger US-Bürger.

Unterdessen hat der Al-Kaida-Ableger im Jemen die Tötung des US-stämmigen Top-Terroristen Anwar al-Awlaki Ende September durch einen amerikanischen Drohnenangriff bestätigt. "Sein Martyrium war das Ergebnis eines Bombenangriffes durch ein amerikanisches Fluggerät", hieß es in einer Mitteilung der "Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel", die am Montag in islamistischen Internet-Foren auftauchte und vom US-Forschungsinstitut Site zitiert wurde.

Awlaki war nach US-Geheimdienstangaben einer der Führer des Al-Kaida-Ablegers auf der arabischen Halbinsel und für den Tod vieler Zivilisten im Jemen verantwortlich. Zudem soll er Terrorpläne gegen die USA geschmiedet haben. Ende September kam er bei einem Drohnenangriff im Jemen ums Leben. US-Präsident Barack Obama hatte den Angriff als "schweren Schlag" für das Terrornetzwerk Al-Kaida bezeichnet. In den USA entfachte sein Tod eine Debatte darüber, ob die gezielte Tötung von US-Bürgern im Ausland rechtens sein kann. Bürgerrechtler argumentierten, es sei illegal, dass die US-Armee einen US-Bürger ohne vorherige Anklage im Kampf töte. (APA)