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Tomas Tranströmer am Donnerstag in seiner Wohnung, nachdem er von der Verleihung des Literaturnobelpreises erfahren hat.

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Tranströmer feierte am 15. April seinen 80. Geburtstag

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Freudeszenen in Stockholm: Sekretär Englund bei der Bekanntgabe

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Tranströmer 2001 in seinem Arbeitszimmer

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Stockholm  - Der Literatur-Nobelpreis 2011 geht an Tomas Tranströmer und bleibt damit in Schweden. Dies gab die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm bekannt, traditionell um 13:00 Uhr durch Akademiesprecher Peter Englund verkündet - und mit lauten Jubelrufen als erster Reaktion.

Der 80-jährige Dichter, dessen Werk in über 60 Sprachen übersetzt ist, wurde laut Jurybegründung gewürdigt, "weil er uns in komprimierten, erhellenden Bildern neue Wege zum Wirklichen weist"("because, through his condensed, transluscent images, he gives us fresh access to reality").  Tranströmer gilt seit langem international als einer der bedeutendsten Lyriker - und war in den vergangenen Jahren Dauerfavorit im Rennen um den Nobelpreis.

Psychologie als Brotberuf

Der Sohn einer schwedischen Journalistenfamilie studierte in den 1950er Jahren Psychologie, Literatur- und Religionsgeschichte in seiner Geburtsstadt Stockholm. Seinem erlernten Beruf als Psychologe blieb Tranströmer bis zu einem schweren Schlaganfall 1990 treu. Auch nach dem schriftstellerischen Debüt 1954 arbeitete er weiter als Anstaltspsychologe mit jugendlichen Straftätern. Später war er halbtags als Berufsberater in verschiedenen Arbeitsämtern tätig.

Sein Gesamtwerk besteht aus weniger als 100 Texten.  1981 erhielt er den deutschen Petrarca-Preis, 1990 den Literaturpreis des Nordischen Rates und 1992 wiederum in Deutschland den Horst-Bienek-Preis. Die schwedische Regierung verlieh Tranströmer zu seinem 80. Geburtstag im April den Professorentitel.

Tranströmer ist der achte Schwede, der von der Akademie für den Literaturnobelpreis erkoren wurde. Frühere Preisträger waren 1909 Selma Lagerlöf, 1916 Verner von Heidenstam, 1931 Erik Axel Karlfeldt, 1951 Pär Lagerkvist, 1966 Nelly Sachs, 1974 Eyvind Johnson und Harry Martinson. Die mit zehn Millionen Kronen (knapp 1,1 Mio. Euro) dotierte Auszeichnung ging im Vorjahr an den peruanischen Autor Mario Vargas Llosa. Die Nobelpreise werden am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, in Stockholm überreicht.

Wettquote, Falschmeldung, Radiowürdigung

Übrigens sickerte auch dieses Jahr der Name des Preisträgers offenbar vorzeitig durch: In den zwei Stunden vor der offiziellen Bekanntgabe in Stockholm wurde beim Onlinewettanbieter Ladbrokes verstärkt auf  Tranströmer gewettet. Die Quote sank binnen kurzer Zeit von 1:8 auf 1:1,66. Bis 10 Uhr lag noch  Bob Dylan an der Spitze der Wettliste.

Serbische Medien, unter ihnen auch das Staatsfernsehen, sind derweil in großer Zahl einer Falschmeldung auf den Leim gegangen. Gut einer Stunde vor der offiziellen Bekanntgabe hieß es nämlich auf einer erst am Tag davor von einer Privatperson registrierten Website (NobelPrizeLiteratur.org - statt der offiziellen Nobelprize.org), dass der Preis an den serbischen Schriftsteller und einstigen jugoslawischen Präsidenten Dobrica Cosic gehe, laut der Würdigung der gefakten Seite den "letzten Dissidenten des 20. Jahrhunderts" handeln, den "Zeugen einer Ära, die zu Ende geht, und einer neuen Ära, die erst in der Entstehung begriffen sei". Der 89-Jährige  wurde  Anfang des Jahres von einer Gruppe serbischer Schriftsteller für den Preis vorgeschlagen. Dieser würde ihn nicht interessieren, meinte Cosic damals. Die vorerst unbekannten Hacker hatten nun eine der echten Webpräsenz des Nobelpreis-Komitees ähnelnde Seite online gestellt - mit einem Foto des Serben und Zitaten seiner Texte.

Anlässlich Auszeichnung ändert Ö1 sein Programm: Am Montag, den 10. Oktober, wiederholen die "Tonspuren"  um 21  Uhr die Sendung "Die Erinnerungen sehen mich" - Ein Besuch beim schwedischen Dichter Tomas Tranströmer.  Seit der Lyriker 1990 einen Schlaganfall erlitt, kann er nicht mehr sprechen. Der Kärntner Autor Ingram Hartinger besuchte ihn 2001 zu einem ungewöhnlichen Interview: Tranströmers Frau Monica beantwortet für ihn die Fragen, er selbst kommentiert das Gespräch auf seine Weise,  spielt mit seiner linken, nicht gelähmten Hand auf dem Piano.  (APA/red)