Der sogenannte Leitturm im Arenbergpark: Helmut Qualtinger schob hier als 16-Jähriger Dienst als Luftwaffenhelfer

Foto: STANDARD/Fischer

Wien - "Nur keck - Posse in drei Akten von J. Nestroy, Inszenierung Helmut Qualtinger" : So lautet die Aufschrift jenes Kartenabrissheftes, das "Quasi" vor 67 Jahren im kleinen Flakturm im Arenbergpark zurückließ. Der Historiker Marcello La Speranza fand es im Zuge seiner Forschungen im kleineren der beiden Türme im 3. Bezirk.

"Qualtinger war ganz offensichtlich durch seine Zeit als Luftwaffenhelfer im Flakturm geprägt" , sagt der seit rund 20 Jahren im Flakturm forschende Historiker Marcello La Speranza, der im Kriegsrelikt aus Stahlbeton eine Vielzahl an historischen Objekten barg und sich mit der Flakturmvergangenheit Qualtingers beschäftigt hat: Zu jung um eingezogen zu werden, landete der damals 16-Jährige - so wie viele andere Burschen - beim Luftschutz und war als Luftwaffenhelfer im Flakturm beim Arenbergpark. La Speranza hofft, Qualtingers Kartenabrissheft, sowie auch andere interessante Flakturmfunde - wie Feldpostbriefe, Uniformteile, Kinderspielzeug - bald vor Ort ausstellen zu können.

Museum kommt

Denn das viel diskutierte Museums-Projekt im kleineren Turm, der sich gleich neben jenem befindet, der vom MAK als Depot genutzt wird, soll nun umgesetzt werden. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) begrüße jedenfalls einen entsprechenden Antrag des Bezirks, sagt der rote Bezirksvorsteherstellvertreter Rudolf Zabrana. Allerdings mit dem Zusatz: Ohne den Sanktus des Hauseigentümers, der MA 34 (Gebäudemanagement), sei die Durchführung eines solchen Projekts nicht möglich.

Die steht einem größeren Museum, wie es der Bezirk wünscht, zwar skeptisch gegenüber, eine Mini-Variante mit ein, zwei Räumen wäre aber sehr wohl vorstellbar, sagt MA-34-Mitarbeiter Norbert Schwarz. Letztendlich sei die Dimension des Museums auch vom neuen Flakturmmieter, der Danube Data Center GmbH abhängig. Die will dort ein Datencenter errichten - nicht zu verwechseln mit jener Firma DCV, die vor Jahren ein ähnliches Projekt in einem der Augarten-Flaktürme umsetzen wollte.

Letzte Verhandlungen

In wenigen Wochen soll mit dem Bau des Datencenters im Arenbergpark-Turm begonnen werden. Abgewartet wird nur mehr das grüne Licht des Bundesdenkmalamts. "Nächste Woche finden die letzten Planungssitzungen statt" , sagt der zuständige Denkmal-Experte Oliver Schreiber. Data-Center-Geschäftsführer Johann Ehm hat grundsätzlich nichts gegen ein Museums-Projekt, vorausgesetzt die wirtschaftliche Nutzung der gemieteten Flächen (Geschosse eins bis sechs von insgesamt acht) bleibe dadurch gewährleistet. "Es ist auch durchaus vorstellbar, dass einzelne Räume des vom Datencenter gemieteten Bereiches einem Museum zur Verfügung gestellt werden" , sagt er. Von den sechs Geschoßen würden nämlich nur vier für die Rechner benötigt.

Interessant ist auch die Position der Grünen im Zusammenhang mit dem Datencenter: Einst erbitterte Gegner eines solchen, sehen sie dieses nicht mehr als Konkurrenzprojekt zum Museum, sondern sprechen nunmehr von einer möglichen positiven gegenseitigen Beeinflussung: "Trotz teilweiser Vermietung an die Datenfirma gibt es die Möglichkeit, eine mehrgeschossige historische Einrichtung zu beherbergen" , sagt die grüne Bezirksvorsteherstellvertreterin Eva Lachkovics. (Carola Timmel, DER STANDARD Printausgabe, 30.9.2011)