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Kriza - recesija - das muss wohl nicht übersetzt werden. Als der Bekleidungsriese 2009 ins Schlinger geriet, gingen die Arbeiter auf die Straße und forderten, der Staat solle das Unternehmen retten.

Foto: Reuters

Einst war Slowenien Musterschüler des neuen Europa. Nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens und der damit einhergehenden Unabhängigkeit der vormals nördlichsten Teilrepublik im Jahr 1991, mauserte sich der neugeborene Staat relativ schnell zum Vorzeigeland. Wirtschaftlich prosperierend, politisch recht stabil, schaffte es Slowenien schon 2004 in die Familie der Europäischen Union aufgenommen zu werden und 2007 auch den Euro einzuführen.

Die Wirtschaftskrise der vergangenen drei, vier Jahre ging aber nicht spurlos am südlichen Nachbarn vorüber, und setzte auch die Politik massiv unter Druck. Besonders der Bankensektor hat dem kleinen Land in Mitteleuropa derzeit einiges an Zores beschert. Den jüngsten Trubel löste die Abstufung der Bonität des Landes selbst sowie der Banken durch die internationalen Ratingagenturen aus. Diese war allerdings nur die Auswirkungen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in denen Slowenien seit geraumer Zeit steckt.

Die Konjunkturdaten sind katastrophal - seit 2008 haben sich die Arbeitslosenzahlen fast verdoppelt, genauso wie die Staatsschulden explodiert sind, die Wirtschaft wächst kaum mehr. Und dann gab es noch die beispiellos vielen Pleiten von Großunternehmen, in deren Sog sich der Abwärtstrend noch verstärkte.

Baubranche strauchelt

Besonders mitgenommen ist die Baubranche Sloweniens. Der traditionell wichtige Wirtschaftssektor - gut jeder zehnte Arbeitnehmer arbeitet in diesem Bereich - brach mehr oder minder in sich zusammen. Daran mit Schuld ist mit Sicherheit die Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2007, brach doch die Produktion im Baugewerbe massiv ein. Die Unternehmen verspekulierten sich zudem mit auf Pump finanzierten Immobilienprojekten, die letztlich nie Realität wurden oder auf denen die Baufirmen schlicht sitzen blieben, weil Käufer fehlten.

Als Ende des Jahres 2010 der slowenische Baubranchenprimus SCT endgültig in Konkurs ging, befürchteten Beobachter eine Pleitewelle bei anderen Baufirmen, Subunternehmen und deren Subunternehmen. So gerieten auch weitere Baufirmen wie Primorje oder CPM nachhaltig ins Wanken. Neben den verlorenen Jobs am Sektor, sorgen nun vor allem die offenen Kredite der Bauunternehmen bei den Banken für neue Probleme. Die Außenstände sollen sich laut Experten-Schätzungen auf rund drei Milliarden Euro belaufen.

Vor allem ist die Baubranche beileibe nicht die einzige, die die geänderten ökonomischen Rahmenbedingungen nicht verdauen kann. In den vergangenen zwei Jahren mussten zahlreiche große Unternehmen und damit Arbeitgeber ihre Tore schließen, darunter der Logistiker Viator & Vektor, der Automobilzulieferer Prevent oder der Bekleidungsriese Mura, um nur einige zu nennen. Der Ex-Wirtschaftsminister Sloweniens Joze Mencinger resümierte in einer slowenischen Tageszeitung, dass die exportorientierte Wirtschaft höchstens ein Wachstum von vier Prozent des BIP aus eigener Kraft generieren könne. Alles andere gehe nur auf Pump, was eben in den Boomjahren der Fall gewesen sei, in Zeiten der Krise aber nicht mehr aufrecht zu erhalten ist.

Der Bausektor gilt außerdem als überdimensioniert für das kleine Land. Vor allem nach dem Auslaufen des milliardenschweren Autobahnbauprogrammes müssten nach Meinung der slowenischen Wirtschaftskammer weitere 15.000 Jobs im Sektor abgebaut werden. Es gebe zu wenige Aufträge.

Banken im Abwärtssog

Die Banken Sloweniens schlagen sich aber nicht nur mit den ausstehenden oder im schlimmsten Fall uneinbringlichen Krediten herum. Höhere Kapitalanforderungen aus Basel III und die erneut bedrohlich anschwelende Euro-Krise machen ihnen zusätzlich zu schaffen. Zudem zählen die staatlich dominierten Banken NLB (Nova Ljubljanska Banka) und NKBM (Nova Kreditna Banka Maribor) zu den größten Gläubigern der Pleite-Unternehmen, was sich wiederum belastend auf das Budget Sloweniens auswirken würde.

Wie der Internationale Währungsfonds (IWF) Anfang dieses Jahres feststellte, seien Sloweniens Geldinstitute unter den "am dünnsten kapitalisierten Banken der EU". Im Jahr 2010 hätte der Bankensektor aufgrund der verschuldeten Unternehmen insgesamt Verluste geschrieben. War in der damaligen IWF-Prognose noch von einem Konjunkturansprung die Rede, ist mittlerweile die Krise wieder in voller Fahrt, ein Anspringen des Wirtschaftsmotors in weiter Ferne. Das staatliche Institut für Makroökonomische Analysen und Entwicklung (UMAR) erwartet nur mehr ein Wachstum von 1,5 Prozent. Auch für 2012 soll es keinen spürbaren Aufschwung geben. Danach soll das BIP um zwei Prozent wachsen.

Hinzukommen die politischen Schwierigkeiten der Mitte-Links-Regierung, die 2008 ihr Amt angetreten hat und seitdem mehr oder weniger in der Dauerkrise verharrte. Slowenische Ökonomen erhoffen sich nun aus der unlängst erfolgten Abwahl der slowenischen Minderheitsregierung des sozialdemokratischen Premiers Borut Pahor und den daraus resultierenden vorgezogenen Neuwahlen jedenfalls positive Ergebnisse.

Von der zukünftigen Regierung wird vor allem erwartet, dass sie die Wettbewerbsfähigkeit der slowenischen Wirtschaft verbessert und die besorgniserregenden öffentlichen Finanzen konsolidiert. Die vorgezogenen Neuwahlen sollen voraussichtlich Anfang Dezember stattfinden. (rom, derStandard.at, 29.9.2011)