Ein unerfüllter Wunsch: Louise Lawler hat die Pop-Art Andy Warhols (li.: "Orange Car Crash", 1963) und John Chamberlains (Mitte: "Trixie Dee, 1963) zu einem Poster verdaut.

Foto: Julia Stix © mumok

Dieses Wunschmanifest erscheint realisierbar.

Wien - Die silbrig grauen Lettern an der Fassade sind passé. Stattdessen deuten fünf zarte Neonbuchstaben und ein Strich an, was sich im dunklen Basaltlavabau verbirgt: das neue Mumok. Runderneuert und nun endlich ganz ohne Risse im Terrazzoboden. Auch von einer tragenden Wand hat man sich im Foyer des Mumok im Sommer verabschiedet.

Daran wird es wohl hoffentlich nicht liegen, dass nun beim Eintreten in das frisch aufgemöbelte Museum der schwarze Stein besonders schwer drückt. Schon eher liegt dies am Kontrast. Denn dort, wo sich früher der Shop des Hauses in eine niedrige Nische schmiegte, leuchtet es nun hell und weiß: Statt an Mauerwerk zu stoßen, öffnet sich der Blick auf das übersiedelte Café, das von den Architekten (Ortner & Ortner, Michael Wallraff) nun auf den Museumsladen gestapelt wurde.

Große Aussichten bietet das Juchhe allerdings nicht; Hingucker sind vielmehr die von Cindy Sherman entworfene Tapete, Luster von Josef Zehrer und die windschiefen roten Stehlampen von Franz West. Und dank Gastrokonzept mit Take-Away können lukullische Zaungäste nicht nur mit leichter Küche, sondern auch mit geistiger Kost geködert werden. Drei Monate, da man nur spröde Infohappen aus dem silbernen Imbissbudenbus vorm Museum verfüttern konnte, reichen.

Nun präsentiert Direktorin Karola Kraus das richtungsweisende Museum der Wünsche und auch ihr "Antrittsgeschenk": die 2,7 Millionen Euro Umbau-Finanzierung (die sie selbst noch mit 500.000 Euro Eigen- und Drittmitteln aufbessern musste). Ein Make-up, zu dem auch das neue, auf der Schrift Theinhardt basierende, schön geratene Corporate Design von Florian Pumhösl und Martha Stutteregger zählt. Über die unvorteilhaften Dienstuniformen mit Megablockstreifen möge man aber möglichst bald den Mantel des Vergessens breiten.

Wesentlicher, weil programmatischer für die Zukunft des Museums, sind die Eingriffe im dritten Untergeschoß: Dort, wo man in der sogenannten Factory bisher junge Künstler präsentierte, hat Heimo Zobernig mit Michael Wallraff ein Kino als Black Box hineingestellt. Matthias Michalka wird es programmieren (Start im Oktober), es bietet aber auch für Vorträge, Performances, Tanz- und Musikveranstaltungen optimale Bedingungen. Die Jungen müssen jedoch nicht um ihre Ausstellungsfläche bangen, sie werden im bisherigem Auditorium präsentiert. Ins ehemalige Restaurant sind Verwaltungs- und Besprechungsräume übersiedelt.

Lücken mit Luft drum herum

Lichte Leichtigkeit scheint nicht nur das Motto für den Umbau zu sein, sondern auch die Neuaufstellung der Sammlung unter dem Motto Museum der Wünsche. Zwar hat Kraus massive Lücken im Bereich klassische Moderne, Dada, Fluxus, Pop Art, Minimal, Konzeptkunst geortet, die Luftigkeit der Aufstellung soll aber eher nicht die Löcher eines Schweizer Käses symbolisieren. Vielmehr kann sich in der Reduktion etwas entfalten, weil die Besucher nicht auf das Abmarschieren von Arbeiten reduziert werden. Zu 200 Werken der Sammlung hat Kraus 37 Wünsche gruppiert. Zuletzt setzte sie vorgestern noch einen der bunten Stäbe des Franzosen André Caderé auf die Liste.

Die Ausstellung beginnt in der klassischen Moderne, wo sie es aber aufgrund der Preise für illusorisch hält, Lücken zu schließen, und endet bei den Zeitgenossen. Und da (Christian Mayer, Thomasz Kowalski) blitzen schon goldene Labels, die, im Gegensatz zu den silbernen, die bereits erfüllten Träume ausweisen. Sieben wurden bereits wahr; bei den fünf Millionen Euro, die man für Blinky Palermo auf den Tisch legen muss, wird es eventuell länger dauern. Womöglich schnappt es ein anderer Sammler weg, denn über die Ausstellungszeit hinaus reservieren die Galeristen nicht.

Noch unerfüllt bleibt aus budgetären Gründen der Plan, das Mumok mittels Mickey-Mouse-Ohren in Claes Oldenburgs Mouse-Museum zu verwandeln. Aber bis zur Retrospektive kann einiges passieren. Schließlich gelang es sogar, das New Yorker Moma von der Übernahme der Schau zu überzeugen.  (Anne Katrin Feßler/ DER STANDARD, Printausgabe, 9.9.2011)