Ryan Reynolds und Blake Lively in "Green Lantern".

Foto: Warner

Wien - Mit dem Finale der Zauberlehrlingssaga, Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 2, hatte Warner Brothers in der Schlacht um den erfolgreichsten Blockbuster dieses Sommers von Anfang an die besten Karten. Doch Medienkonzerne dieser Größe setzen auf Gewinnmaximierung, weshalb das Studio nun auch noch einen Superhelden aus grauen Comics-Urzeiten in sein nächstes Leben auf der Leinwand schickt: In der Regie des James-Bond-erprobten Martin Campbell (Casino Royal) wurde Green Lantern, nach der DC-Comics-Serie aus den 1940er- und 50er-Jahren, mittels 200 Millionen Dollar und 3-D für die Gegenwart aufgepimpt.

Der etwas geringschätzig klingende deutsche Comics-Originaltitel Grüne Leuchte wurde leider nicht beibehalten. Dabei ergäbe das durchaus Sinn, handelt es sich doch um einen Superhelden, der nicht qua Geburt oder Mutation seine Kräfte erhält, sondern von einem magischen Ring auserkoren wird. Hal Jordan (Ryan Reynolds) ist der erste Mensch, dem das Privileg zuteil wird, als Wächter in einem außerirdischen Polizeitrupp zu kämpfen. Seine Kollegen, die alle ein wenig so aussehen, als wären sie beim Casting für George Lucas' Star Wars-Relaunch frühzeitig ausgeschieden, entstammen Rassen, die den Erdlingen technologisch und evolutionär ein gutes Stück voraus sind.

Hal Jordan hat also einiges aufzuholen. Im recht amüsanten ersten Teil des Films wird er uns als lockerer Kerl präsentiert, der sich an keine Regeln hält und mit seiner neuen Rolle entsprechend überfordert ist. Als Kampfpilot fliegt er waghalsige Manöver, die zwar einiges an Courage erkennen lassen, doch diese genügt sich noch weitgehend selbst. Mit der grünen Lampe, die seinen Besitzer mit einer - natürlich grünen - Haut überzieht, unter der die Muskeln vibrieren, befriedigt er zunächst auch nur die eigene Eitelkeit.

Der Kanadier Ryan Reynolds (Buried) ist für diese im Ansatz satirisch gehaltene Rolle keine schlechte Wahl, weil er trotz seines aparten Äußeren genügend Selbstironie besitzt. Doch die vier Drehbuchautoren von Green Lantern lassen erfrischenden Unernst leider nur in kleineren Dosierungen zu. Eine in diesem Sinn ausgerichtete Camp-Performance bietet immerhin Peter Sarsgaard, der sich vom nerdigen Wissenschafter zum kürbisköpfigen Fiesling verwandelt, weil er mit feindlicher außerirdischer Substanz in Kontakt gekommen ist - statt der Willenskraft, welche die guten Green Lanterns antreibt, nährt sich diese von Ängsten.

Hässliche Heimat

Diese Gegenüberstellung bestimmt auch jenen weit weniger erquicklichen Part des Films, der das Geschehen in intergalaktische Gefilde überführt. Schon ästhetisch wirkt der Planet Oa, Heimat der Green Lanterns, wie ein hässliches Wallpaper aus dem Computer, das Fantastisches unglücklich mit Futuristischem vereint. Aktionsabläufe sind an PC-Spiele angelehnt. Der tödliche Widersacher kommt hingegen in Gestalt von Parallax und sieht aus wie ein Müllberg mit monströsem Schlund, eine Figur wie aus einem Hieronymus-Bosch-Gemälde.

Der unbeschwerte Tonfall des Beginns, mit dem sich Green Lantern näher an der Schablonenhaftigkeit von Comics bewegte, weicht schließlich einem so bedeutungsvollen wie handelsüblichen Duell, in dem es wieder einmal um das Schicksal der Menschheit geht. Das einzige Erstaunliche daran ist, mit welcher Selbstverständlichkeit hier noch einmal die Geschichte eines Helden heruntergebetet wird, der zu sich selbst finden muss, Verantwortung entwickelt, indem er psychologische Hindernisse überwinden lernt.

Was an erzählerischer Raffinesse fehlt, wird mit computergenerierten Spektakeln übertüncht. Ein außerirdisches Monster, das sich krakenhaft durch eine US-Metropole frisst? Ein weitaus gelungenerer Blockbuster dieses Sommers, Super 8, demonstriert demnächst (Start: 5. 8.), dass der alte Trick, das Übel lange nicht zu zeigen, in diesem Genre immer noch am besten funktioniert. (Dominik Kamalzadeh/DER STANDARD, Printausgabe, 27. 7. 2011)