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+++ Aktueller Status +++

Die Astronauten befinden sich mittlerweile an Bord der "Atlantis". Die Wahrscheinlichkeit vorteilhafter Wetterbedingungen zum geplanten Starttermin um 17.26 Uhr liege aber nach wie vor nur bei 30 Prozent, teilte die Nasa mit. Der früheste Ausweichtermin wäre Samstag um 17.04 Uhr.

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Foto: APA/EPA/GARY I ROTHSTEIN

WashingtonPeling - Für Freitagabend (MESZ) ist im Kennedy Space Center in Florida der Start der letzten Space Shuttle Mission geplant. Die Chance für den geplanten Start der "Atlantis" liege wegen des aktuellen tropischen Regenwetters in Florida allerdings nur bei 30 Prozent, sagte die Shuttle-Meteorologin Kathy Winters am Donnerstag in Cape Canaveral.

Auch ein Start am Samstag sei eher unwahrscheinlich - erst für Sonntag sehe es besser aus. Müsste die NASA den Flug für dieses Wochenende ganz absagen, könnte das große Shuttle-Finale wohl frühestens am 16. Juli stattfinden, weil der Luftraum zwischenzeitlich für einen anderen Raketenstart reserviert ist.

Sollte doch alles nach Plan gehen, wird die Raumfähre "Atlantis" um 17.26 Uhr MESZ von dem Weltraumbahnhof an der US-Ostküste abheben. Ziel ist die Internationale Raumstation ISS. Die vierköpfige Crew hat mehr als 3,8 Tonnen an Proviant, Ausrüstung und Ersatzteilen im Gepäck. Ihr zwölftägiger Flug beschließt nach rund drei Jahrzehnten das Shuttle-Programm. Er besiegelt auch zumindest vorübergehend das Ende der bemannten Raumfahrt in den USA.

Eine Million Schaulustige

Zu dem letzen Start werden eine Million Schaulustige in der Region vor den Toren der Großstadt Orlando erwartet. Hotels an der "Space Coast" sind bereits seit langem komplett ausgebucht, rund 4.000 Journalisten aus aller Welt haben sich in Stellung gebracht. Die Behörden erwarten ein Verkehrschaos rund ums Kennedy Space Center.

"Ich wünschte, ich könnte Ihnen besseres Wetter bieten", sagte Winters. Es sei jedoch typisch für den Sommer in Florida, dass feuchtes Tropenwetter aus der Karibik herüberziehe. Blitz und Donner könnten bereits das pünktliche Auftanken verhindern. Und selbst wenn die "Atlantis" abhebe, werde es kein Bilderbuchstart. Schon in 900 Metern Höhe könnte der Orbiter hinter Wolkenschleiern verschwinden.

Der Countdown wurde auch deshalb bis Donnerstagmittag (Ortszeit) nicht abgebrochen, da vor allem die technischen Bedingungen bestens sind. "Es gibt bisher keine Probleme", sagte der für den Start zuständige NASA-Manager Mike Moses. "Es könnte überall im Bezirk schütten, und wenn wir das Loch (in den Wolken) am richtigen Ort zur richtigen Zeit bekommen, dann können wir starten." Das hoffte auch sein Kollege Jeff Spaulding: "Es wäre wirklich ein schwerer Tag, wenn Du Dich gegen einen Start entscheidest und dann ist das Wetter gut."

Ende einer Ära

Mit der Mission endet nach 30 Jahren die Spaceshuttle-Ära und damit für die USA die Möglichkeit, aus eigener Kraft Menschen ins All zu befördern. Wenn amerikanische Astronauten künftig zur ISS reisen, geht das nur in der russischen Sojus-Kapsel.

Während manche Stimmen in den USA den Niedergang ihrer Raumfahrtindustrie beklagen, hat in einem anderen Land der Aufstieg gerade erst begonnen: Millionen Chinesen zerbrechen sich den Kopf, wie ihre künftige Raumstation im All heißen soll - das chinesische Alter Ego zur Internationalen Raumstation (ISS) oder der früheren Mir. Im Alleingang hatte Peking nach Russland und den USA seine Aufholjagd als dritte Raummacht gestartet, zuerst 2003 in der bemannten Raumfahrt und ab 2007 mit einer eigenen Mondmission. Nun bastelt es sich seine Raumstation. An der ISS hätte es sich zwar gerne beteiligt, scheiterte aber am Widerstand des US-Kongresses.

Start in kommenden Wochen

Vergangene Woche brachte China nun das erste 18,1 Meter lange Modul für die künftige Plattform im Orbit mit 4,2 Meter Durchmesser und 20 bis 22 Tonnen Startgewicht zum Jiuquan-Raumbahnhof in Nordwestchinas Gansu. In den kommenden Wochen soll der Start sein. Zwei weitere, ebenso schwere, 14,4 Meter hohe Labormodule folgen später.

An der 60 Tonnen schweren Station sollen nicht nur Chinas bemannte Raumschiffe, sondern in Zukunft auch Labormodule anderer Länder andocken können. Drei chinesische Raumfahrer würden Platz in der vermutlich 2020 voll betriebsbereiten Station, für die Peking auch ein neues "Frachtschiff" zur Versorgung entwickeln lässt. Fehlt nur noch der Namen: Den soll sich die Bevölkerung ausdenken, "um Nationalstolz" auf Chinas Prestigeprojekt zu wecken, sagte laut China Daily Projektleiter Wang Wenbing.

Nur Politiker und Militärs hatten bislang Namen im Raumfahrtsprogramm vorgegeben: "Shenzhou" (Mythische Schiffe) heißen etwa Chinas Raumkapseln für die bemannte Raumfahrt, von denen sieben schon starteten. Chinas Mondmissionen, die den Erdtrabanten schon minutiös vermessen konnten, werden "Chang'e" genannt, nach dem Namen einer altchinesischen Mondfee. Mit ihrer Hilfe soll zwischen 2025 und 2030 auch ein Chinese auf dem Mond landen.

Die Module für die neue Raumstation nennt China "Tiangong" (Himmeltempel). 94.000 Namensvorschläge kamen bis 4. Juli für die Station selber zusammen. Zehn stehen in die engeren Wahl, darunter "Tiansuo" (Himmelsspindel), "Shenlong" (Heiliger Drachen) "Tianzhou" (Himmelsschiff) und "Xingzhe" (Wanderer).(Johnny Erling aus Peking/APA/red/DER STANDARD, Printausgabe, 08.07.2011)