Windows Phone 7.1 mit schnellerem Browser, Multitasking...

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tieferer Social Media-Integration...

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und mehr Spielereien.

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Vor sieben Monaten startete Microsoft sein Comeback am Mobilfunkmarkt. Und obwohl der große Erfolg des von Grund auf neu entwickelten Handy-Betriebsystems "Windows Phone 7" bislang ausblieb, hält der Softwarekonzern an seinem Plan fest: Man möchte neben Apple und Google einer der großen Player am boomenden Smartphone-Markt werden. Ein zweiter Anlauf soll im September erfolgen, wenn das erste große System-Update Windows Phone 7.1 "Mango" erscheint. Im Rahmen einer Pressekonferenz am Dienstag präsentierte man die größten der "500" (zumeist unsichtbaren) Verbesserungen und Neuerungen.

Bessere Handhabung und Basis-Features nachgereicht

Mit Mango reicht Microsoft einige Funktionen nach, die man sich vielleicht schon zum Start erwartet hätte. So wurde Multitasking (also die gleichzeitige Nutzung mehrerer Anwendungen) für Apps von Drittherstellern ermöglicht. Damit kann etwa ein Musik-Stream weiterlaufen, auch wenn man während dessen im Internet surft oder Bilder ansieht. Der Email-Client unterstützt multiple Mailboxen, die praktischer Weise einzeln abrufbar oder sich in Gruppen zusammenfügen lassen und Unternehmenskunden freuen sich über die Lesbarkeit von rechtegeschützten Nachrichten. Da nicht immer alle Emails auf dem Handy gespeichert werden können, wird eine Server-seitige Suche ermöglicht. Der Webbrowser wurde beschleunigt. Tatsächlich kommt eine angepasste Version des Desktop-Browsers Internet Explorer 9 zum Einsatz - inklusive HTML5-Unterstützung und GPU-Beschleunigung für aufwändigere Web-Anwendungen.  

Nahtlose Integration der Kommunikationskanäle

Das vielleicht stärkste Feature von WP7 wird aber auch in Zukunft die nahtlose Integration mehrerer Kommunikationskanäle sein. So wurden im Social Hub neben Facebook auch Twitter und LinkedIn eingebunden. Der Kalender verbindet neben Exchange, Google Calender und diversen anderen Kalendern nun auch Facebook-Einladungen miteinander. Dadurch muss man nicht zwischen Programmen wechseln, um auf dem neuesten Stand zu sein. Dasselbe gilt für Chats über SMS, Windows Live Messenger und Facebook: Egal über welchen Kanal man mit einem Kontakt chattet, der gesamte Verlauf wird in einem Interface gebündelt. Über die Kontaktinfos sieht man zudem gleich, über welchen Kanal die Person gerade verfügbar ist. Will man mehrere Kontakte auf einmal ansprechen, kann man diese in individuelle Gruppen wie "Familie" zusammenfügen.

Office 365 und Online-Speicher

Für Unternehmen wesentlich ist die Unterstützung von Sharepoint. Für kleine Unternehmen gibt es als Alternative Office 365. Damit wird Anwendern gegen eine monatliche Gebühr eine Plattform zur Online-Kollaboration geboten. Dazu gehören Web-Office-Apps für die gemeinsame Arbeit an Dokumenten, ein gemeinsamer Kalender, ein Instant Messenger und natürlich Email-Accounts.

Inhalte auf dem Handy lassen sich überdies direkt im Netz ablegen. Hierfür stellt Microsoft WP7-Nutzern das kostenloses Skydrive zur Verfügung. Online aufbewahrte Inhalte können wie Medien und Dokumente auf dem Speicher direkt (wenngleich etwas verzögert) abgerufen und genutzt werden.

Xbox Live

Spieler erfreuen sich an der engeren Verstrickung von WP7 mit dem Online-Dienst Xbox Live für Xbox 360. So werden Gaming-Erfolge am Handy zum allgemeinen Gamerscore hinzugefügt, Freunde können direkt angechattet werden, egal ob sie mit ihrer Spielkonsole oder ihrem Handy online sind, Erfolge dürfen miteinander verglichen und nicht zuletzt können Games dank Multitasking bedenkenlos unterbrochen werden.

Mehr Möglichkeiten für Entwickler

Microsoft gibt zu Bedenken, dass womöglich nicht alle neuen Features in Österreich verfügbar sein werden. Dazu zählen könnten Teile des Kartendienstes, die jetzt schon nur in anderen Ländern nutzbar sind. Die gute Nachricht sei, dass in Zukunft den Entwicklern von Anwendungen insgesamt mehr Freiheiten gegeben werden. 15.000 neue APIs sollen unter anderem dafür sorgen, dass auch Augmented Reality-Apps ihren Weg auf WP7 finden.

Kein Knalleffekt

Dem ersten Eindruck nach, wirkt Windows Phone 7.1 Mango weniger wie ein bahnbrechendes Update, als eine solide Weiterentwicklung bekannter Stärken und eine Bereinigung von anfänglichen Schwächen. Die Integration mehrerer Kommunikationskanäle ist derzeit bei keinem anderen System besser gelöst. Dennoch wird es Microsoft im September nicht leicht haben, das Feuer rund um WP7 neu zu entfachen. Dafür fehlt der nach außen hin bewerbbare Knalleffekt. Etwa wurde die Benutzeroberfläche nicht aufgefrischt und auch Hardware-seitig legte man zur Mango-Vorstellung keine schweren Geschütze nach, während für Android beinahe im Wochentakt Smartphone-Flaggschiffe präsentiert werden. 

Update-Prozess

Letzteres Problem sollen in Zukunft Partnerschaften mit HTC, Samsung, Nokia, ZTE, Acer und Fujitsu lösen. Auffällig: Motorola und Sony Ericsson sind nicht mit an Bord. Bestehende WP7-Anwender sollen laut Microsoft Mango per Update nutzen können - hierfür brauche es keine neue Hardware. Wann die Aktualisierung nach dem Start im September 2011 verfügbar sei, hänge im Detail allerdings von diversen Faktoren ab. So unterziehen sowohl Mobilfunkanbieter als auch Handset-Hersteller die Software eigenen Tests, wodurch sich die Auslieferung verzögern könne. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 25.5.2011)