So weit ist es also mit dem antifaschistischen Grundkonsens in diesem Land: Der rote Bürgermeister der niederösterreichischen Kleinstadt Amstetten braucht einen Rüffel der Grünen, um auf die Idee zu kommen, Adolf Hitler die Ehrenbürgerschaft zu entziehen. Und wer meint, so eine Abstimmung könne nur einstimmig ausgehen, irrt: Die fünf FP-Mandatare im Gemeinderat enthielten sich.

Es ging bloß um die Symbolik, eine Ehrenbürgerschaft erlischt mit dem Tod der Person. Aber die Freiheitlichen hielten es offenbar nicht für notwendig, sich von Hitler zu distanzieren. Da kann Parteichef Heinz-Christian Strache noch so sehr versuchen, vom rechten Rand loszukommen: In der FPÖ tummeln sich nach wie vor die Ewiggestrigen. Sie provozieren hin und wieder einen Skandal, werden aber weder von der Partei noch von den Wählern abgestraft.

Dass rechtes Gedankengut nach wie vor blüht und gedeiht, ist im übrigen nicht ausschließlich der FPÖ zuzuschreiben. Siehe Amstetten: Bei einem verstorbenen SP-Lokalpolitiker mit eindeutiger Nazi-Vergangenheit konnte sich der rote Bürgermeister nicht gleich dazu durchringen, ihm die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen, ein Historiker soll erst den Sachverhalt prüfen. Kommen die Braunen aus dem eigenen Ort - oder der eigenen Partei - tut sich die SPÖ mit ihrer Vergangenheitsbewältigung sichtlich schwer. Und dieses Verhalten macht die Geisteshaltung der FPÖ salonfähig. (Andrea Heigl/DER STANDARD, Printausgabe, 25.5.2011)