Eusparassus crassipes, eine fossile Riesenkrabbenspinne, konserviert in 49 Millionen Jahre altem Bernstein, unter dem Mikroskop.

Foto: Jason Dunlop, MfN

Das gleiche Individuum in einer computertomographischen Aufnahme.

Foto: Andrew McNeil, Manchester

Ein deutsch-britisches Wissenschafterteam hat bei der Analyse eines 49 Millionen Jahren alten Bernsteinstücks eine darin konservierte Spinne entdeckt. Der Bernstein, der sich seit 150 Jahren im Museum für Naturkunde Berlin befindet, ist so nachgedunkelt, dass die darin gefangene Spinne kaum noch sichtbar ist. Erst mittels moderner Computertomographie haben die Forscher das Tier wahrgenommen - und dabei eine überraschung erlebt.

Die Wissenschafter stellten fast, dass es sich um den ältesten Vertreter der heute noch lebenden Riesenkrabbenspinnen handelt, die den Vogelspinnen ähneln. Die im internationalen Fachjournal Naturwissenschaften veröffentlichten Ergebnisse werfen einen ersten Blick auf diese uralte Spinnengattung; darüber hinaus bereist der Fund, wie wichtig Museumssammlungen für heutige und zukünftige Forschungen sind.

Über 1.000 Arten fossiler Spinnen wurden bisher beschrieben, viele davon sind Inklusen, d.h. in Bernstein erhalten. Die Besten stammen aus 49 Millionen Jahre altem Baltischem Bernstein. Einige der Erstbeschreibungen stammen aus der Sammlung von Georg Karl Berendt (1790-1850), der die Stücke bereits vor 150 Jahren mit einfachen mikroskopischen Methoden untersuchte. Die Sammlung befindet sich im Berliner Museum für Naturkunde. Im Laufe der Zeit oxidieren die Bernsteinstücke und verändern ihre Farbe. Sie werden dunkler und bekommen oberflächliche Risse, was eine Untersuchung der Inklusen erschwert.

3D-Ansicht der Spinne als Animation (Quelle: YouTube)

Berendt's Bernsteinsammlung enthält das älteste bekannte Stück mit der Inkluse einer Riesenkrabbenspinne (Sparassidae). Der Fund ist außergewöhnlich, da diese Spinnen starke, schnelle Tiere sind, die sich gewöhnlich nicht so leicht von Baumharz einfangen lassen. Ein Internationales Team aus Spinnenexperten, darunter Jason Dunlop vom Museum für Naturkunde Berlin sowie Experten für moderne Computertomografie untersuchten das Berendt`sche Bernsteinstück.

3D-Aufnahmen in bester Qualität

Die 3D-Aufnahmen in ausgezeichneter Qualität erlaubten dem Wissenschafterteam einen Blick auf feinste Details der fossilen Spinne, die den der heutigen Spinnen aufs Haar glichen. Die Forscher konnten auf diese Weise nachweisen, dass es sich um eine Riesenkrabbenspinne der Gattung Eusparassus handelt, die heute noch in tropischen Gegenden, Südeuropa und Zentralasien leben - und in Nordeuropa vor 49 Millionen Jahren beheimatet waren.

Die Computertomografie, die in der Paläontologie noch immer keine Routine darstellt, erbrachte hochauflösende, drehbare 3D-Modelle, die das ehemalige Aussehen, Form, Funktion und Lebensweise einer frühen Spinnentiergruppe rekonstruierte, obwohl das Tier mit normalen optischen Methoden kaum sichtbar war. (red)