Ein Musterbeispiel einer gelungenen Privatisierung sei der Verkauf der Austria Tabak an die Japan Tobacco, tönte einst Finanzminister Karl-Heinz Grasser. So kann man sich irren. Die Japaner erteilen den Österreichern, ohne lang herumzufackeln, Rauchverbot: Die letzte Fabrik wird in Hainburg zugesperrt. Das ist ein Desaster für die betroffenen Mitarbeiter, rund um Hainburg haben sie kaum Aussichten auf neue Jobs. Wer aber so tut, als käme das Ende aus heiterem Himmel, leugnet die Realität.

Die Austria Tabak hat trotz eifrig zelebrierten Pomps immer gut verdient und satte Dividenden für den Fikus abgeworfen. Wirtschaftlich aufgedrängt hat sich die Privatisierung nicht. Aber zehn Jahre später über das "Was wäre gewesen, wenn" zu streiten ist sinnlos. Keiner wird den Wahrheitsbeweis antreten, ob die Österreicher auf Dauer allein gegen Billigfabriken im Osten hätten bestehen können.

Um zu wissen, dass die Fertigung hierzulande nach dem Verkauf an internationale Branchenriesen irgendwann zu Asche zerfällt, brauchte es keine Propheten. Eine Zigarette ist technologisch wenig anspruchsvoll. Damit in Hochlohnländern auf ewig reich zu werden ist illusorisch. Warum sollte auch gerade Österreich seine Sonderstellung im weltumspannenden Imperium der Japan Tobacco wahren?

Statt sich in Schuldzuweisungen zu ergehen, gehört dem Strukturwandel eine konsequentere Standortpolitik entgegengesetzt. Sonst lösen sich noch mehr Jobs in Luft auf. (Verena Kainrath, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 6.5.2011)