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Erster Parteifreier, zweiter Rektor im Ministerium:Karlheinz Töchterle.

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Seine Vorgängerin hat sich sofort ins Zeit im Bild 2-Studio gesetzt und die Nation wissen lassen, was sie denkt: Beatrix Karl hält Studiengebühren für richtig und wichtig. Manche fanden diese Ehrlichkeit mutig. Andere, vor allem die Studierenden, waren entsetzt, weil nach Elisabeth Gehrer und Johannes Hahn die nächste Studiengebühren-Befürworterin ins Wissenschaftsressort einzog. Aber fast alle hofften auf die Wissenschafterin in Karl, dass sie ihnen, denen etwas an den Hochschulen lag, auf welcher Seite auch immer, eine unipolitische Verbündete werden könnte.

Das ist Karl nicht gelungen. Und das lag nicht nur an den nur knapp 15 Monaten, die sie als Ministerin im Amt war.

Mit dem Rektor der Universität Innsbruck, Karlheinz Töchterle, rückt jetzt einer aus der Mitte der Universitäten ins Ministeramt nach. Er ist seit 1970 der zweite Rektor nach Hans Tuppy und die Nummer zehn in diesem Amt. Damals wurde ein eigenes Wissenschaftsministerium installiert. Zuvor waren Agenden wie Unis oder Grundlagenforschung beim Unterrichtsministerium angesiedelt - eine Konstruktion, zu der die schwarz-blaue bzw. schwarz-orange Regierung von 2000 bis 2007 zurückkehrten.

Töchterles Inauguration im ÖVP-Vorstand am Dienstag wurde seitens der Universitätenkonferenz (uniko) am Dienstag auch gleich als Teil einer "historischen Chance für die neue Bundesregierung" interpretiert.

Hoffnung auf "ihren Dritten"

Diese sehen die Rektoren darin, dass die Regierung beim Beschluss des neuen Bundesfinanzrahmens beweisen könnte, was bis jetzt nur in Worten bekundet wurde. Dass nämlich Universitäten, Wissenschaft und Forschung nicht nur rhetorisch wichtig genommen, sondern monetär auch so ausgestattet werden.

Für die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) ist Töchterle schon "unser Dritter in zwei Jahren" , sagte ÖH-Chefin Sigrid Maurer (Gras) im Gespräch mit dem Standard: "Wir haben einen totalen Verschleiß und nur sehr dürftige Reformen." Töchterle hat bei den Studierenden aber einen guten Ruf. Nicht nur, weil er bei seiner Wahl 2007 "unser Kandidat" war, wie Maurer erzählt. Als Rektor habe Töchterle "für ein sehr gutes Kommunikationsklima gesorgt hat. Er teilt Infos und ist nicht aus Eitelkeit Rektor geworden." Der Geisteswissenschafter sei auch "sehr wissenschaftsverbunden" . "Aber" , warnt Maurer den Minister, mit dem sie den Heimatort Telfes teilt, "wenn er wie Karl anfängt, Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen zu fordern, dann ist er bei uns ziemlich unten durch."

Es ist anzunehmen, dass er das tun wird. Weil er es schon als Rektor getan hat. (Lisa Nimmervoll, STANDARD-Printausgabe, 20.4.2011)

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Die Baustellen

Geld: die fast schon ewige Baustelle im Hochschulbereich. Bei den laufenden Verhandlungen für den Finanzrahmen bis 2015 wird der neue Wissenschaftsminister nun dafür kämpfen müssen, was die Universitätenkonferenz seit Jahren fordert: mehr Budget für die Universitäten. Studienplatzfinanzierung und Uni-Zugang sind ohne einander nicht denk- und machbar. Wer genau wissen will, wie viel welche Studienplätze kosten (dürfen), muss auch sagen, wie viele Plätze er anbieten will - und wo im tertiären Bildungsbereich. Antworten darauf wird der in Arbeit befindliche Hochschulplan geben müssen. (nim, STANDARD-Printausgabe, 20.4.2011)