Oberhummer glaubt nicht, dass alles Gute von oben kommt.

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Wien - Bei der parlamentarischen Enquete über den Ethikunterricht an Schulen wird der Vorsitzende des Rates der Konfessionsfreien, Heinz Oberhummer, nun doch zu Wort kommen dürfen. Die grüne Parlamentsfraktion wird Oberhummer als Experten einladen. "Kein vernünftiger Mensch kann etwas gegen Ethikunterricht haben", sagt Oberhummer zu derStandard.at, dieser solle aber nicht von den Religionsgemeinschaften gestaltet werden. Wenn pro Religionsgesellschaft zwei Vertreter zur Enquete ins Parlament geladen werden - von den Katholiken bis zu den Zeugen Jehovas -, müssten wohl auch die Konfessionslosen eine Stimme bekommen, argumentiert der pensionierte Physikprofessor.

Hintergrund: Zur großen Diskussion über "Werteerziehung durch Religions- und Ethikunterricht" am 4. Mai hatte das Parlament alle Parteien, Vertreter von Ministerien und sämtliche Sozialpartner geladen sowie alle anerkannten Kirchen. "Alle dürfen mitreden, nur die Betroffenen müssen schweigen", kritisierte Oberhummer daraufhin am Donnerstag. Denn: Es gehe bei der Einführung des Schulfachs Ethik um jene Schüler der Oberstufe, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen.

Walser: "Missstand beseitigt"

Nachdem es im Hauptausschuss des Nationalrates einen einstimmigen 5-Parteien-Beschluss - auch der Grünen - zur Einladungsliste gab, sagt der Grüne Harald Walser heute zu derStandard.at: "Wir haben Oberhummer über das grüne Ticket eingeladen." Jede Fraktion darf zwei Experten zur Enquete schicken, für die Grünen wird einer davon Oberhummer sein. Eine Hilfsmaßnahme, räumt man bei den Grünen ein. Aber Hauptsache, sagt Walser, "damit ist ein Missstand beseitigt. Es kann nicht sein, dass man eine derart große Gruppe nicht einbindet."

Walser sagt auch, er habe immer darauf gedrängt, explizit "weltanschauliche" und nicht bloß "konfessionelle Gruppen" in die Einladung zu schreiben. Offenbar vergeblich: In der Einladung ist jetzt nur von "Vertreter/innen der gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften" die Rede.

Verhältnis 2:1

Dass Oberhummer als Konfessionsloser gegenüber je zwei Religionsvertretern auf sich allein gestellt ist, nimmt er nicht tragisch. "Ich werde zwar nicht viel Redezeit haben, aber es ist wichtig fürs äußere Bild", freut sich der Professor. (Lukas Kapeller, derStandard.at, 31.3.2011)