Wien - Die Wiener Grünen setzen zwar prinzipiell aufs Radfahren, wenn es aber darum geht, dass der Koalitionspartner SPÖ aus ihrer Sicht ein bisschen Tempo zulegen sollte, muss auch einmal das Auto als Metapher herhalten. Man wolle die "verständliche Handbremse" , die der zuständige Stadtrat Michael Ludwig beim Wohnbau angezogen hat, lösen, sagt der grüne Wohnbausprecher Christoph Chorherr. "Und gleichzeitig aufs Gaspedal steigen" , ergänzt Klubchef David Ellensohn.

Der Grund für Ludwigs Sparsamkeit: Sein Budget wurde um 70 Millionen Euro gekürzt und beträgt nun 530 Millionen Euro. In den Jahren zuvor wurden im Jahr rund 8500 Wohnungen errichtet, heuer sollen es laut Ludwig trotz Sparmaßnahmen 5000 sein. Wie der Standard vor kurzem berichtete, könnten es allerdings nur 2000 Wohneinheiten sein.

Mehr Mut gefordert

In jedem Fall viel zu wenig, findet Chorherr. Die Mittel der Wohnbauförderung seien längerfristig gebunden. "Natürlich kann man nicht zaubern, aber man braucht ein bisschen mehr Mut für das, was kurzfristig möglich ist." Klar sei, dass es nicht innerhalb des Budgets möglich sei. Chorherrs Modell: Wenn Genossenschaften und Wohnbauträger, die derzeit genügend Eigenkapital hätten, mit Banken kooperieren würden, die den derzeit günstigen Zinssatz auch längerfristig garantieren und die Stadt Gründe zur Verfügung stellt, müsste es möglich sein, ausreichend neue Wohnungen zu bauen - zu Bedingungen des sozialen Wohnbaus.

Denn der Zuzug nach Wien halte an - die Stadt bewege sich auf die zwei Millionen Einwohner zu. Deshalb sei die Zahl der leerstehenden Wohnungen auf ein Drittel gesunken. "Verknappung bedeutet Verteuerung, und was wir nicht wollen sind Münchner Verhältnisse, wo die Leute in die Umlandgemeinden ziehen, weil sie sich die Mieten nicht mehr leisten können." Das würde Wien beim Finanzausgleich außerdem 2500 Euro pro Kopf kosten.

Es müsse jegliche Möglichkeit ergriffen werden, den Stand der vergangenen Jahre wieder zu erreichen, heißt es dazu aus dem Büro von Ludwig. Dazu gebe es bereits mehrere Ansätze - der grüne Vorschlag alleine sei noch nicht Lösung des Problems.

"Alle Bauvorhaben, die wir 2011 nicht beauftragen, werden 2014 fehlen" , sagt Chorherr. "Rot-Grün wäre gut beraten, wenn es ein Jahr vor der nächsten Wahl nicht stark erhöhte Mieten gibt, weil die Wohnungen knapp sind." (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD-Printausgabe, 15.3.2011)