Fekter: Zum "Leidwesen einiger Männer" werden im Innenressort Frauen befördert.

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Standard: Der Frauenanteil bei der Exekutive beträgt knapp unter zwölf Prozent. Mit welchem Anteil wären Sie zufrieden?
Fekter: Beim exekutiven Dienst kommt es immer auf die Art der Aufgabe an. Da muss man sich anschauen, wie passt das Team zusammen, damit die Aufgaben gut erledigt werden können. Also beispielsweise einen hohen Anteil von Frauen, wenn es um Kinder geht oder die Einvernahme von misshandelten Frauen. Wo es sehr aggressiv und gewalttätig zugeht, werden wir eher Männer zum Einsatz bringen. Obwohl im Polizeidienst kein Unterschied gemacht wird. Die Frauen müssen bei uns dasselbe lernen wie die Männer, wir sind auch bei den Aufnahmsprüfungen gerecht.

Standard: Nochmals: Wie hoch soll der Frauenanteil sein?
Fekter: Ich möchte bewusst keine Prozentsätze nennen, weil wir das gerade durch eine wissenschaftliche Arbeit analysieren lassen, wie der optimale Gendermix im Exekutivdienst aussehen sollte. Es gibt doch auch Stimmen, die meinen, es gebe schon genug Frauen bei der Exekutive. Ich habe denen gesagt: "Vor zwölf Prozent braucht man sich nicht zu fürchten." Dann hat man mich gefragt, wie viele es denn noch werden sollen. Da hätte ich meine Antwort gerne wissenschaftlich untermauert.

Standard: Wieso gibt es keine einzige Frau bei der Sondereinheit Wega, oder nur eine bei der Cobra?
Fekter: Das hängt auch mit körperlichen Kriterien zusammen. Die Cobra-Ausrüstung wiegt 27 Kilo, mit der muss man wieselflink durch Stiegenhäuser laufen und womöglich übers Seil dann wieder hinunter. Das hat die Mädchen, die bisher versucht haben, die Cobra-Ausbildung zu absolvieren, doch bewogen, sie nicht zu beenden. Man muss jung sein, topfit - und da passt es vielleicht vielen jungen Frauen nicht in die Lebensplanung hinein. Es probieren aber trotzdem immer wieder welche, und die Führungskräfte bei der Cobra sagen, sie sind zuversichtlich, dass wir immer mehr sportliche Mädchen bekommen, die das auch können.

Standard: Wie viele weibliche Führungskräfte wünschen Sie sich?
Fekter: Mindestens fifty-fifty, und ich hätte kein Problem, wenn es mehr wären. Leider haben wir im Polizeidienst noch nicht so viele Frauen, dass wir aus dem Vollen schöpfen könnten für Führungsjobs. Aber ich fördere sie gezielt, und es ist uns gelungen, dass wir in der jüngeren Vergangenheit sehr gute Frauen in führende Positionen gebracht haben. Zum Leidwesen einiger Männer.

Standard: Dass die große Mehrheit der Teilzeitbeschäftigten weiblich ist, könnte Ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Teilzeitbeschäftigte Frauen machen selten Karriere.
Fekter: Als Ressortchefin werde ich mich dafür einsetzen, dass das nicht der Fall sein wird und Teilzeit nicht zur Karrierefalle wird.

Standard: Stimmen Sie Frauenministerin Heinisch-Hosek zu, die Konzernen die Selbstverpflichtung auferlegen will, den Frauenanteil in Aufsichtsräten zu erhöhen?
Fekter: Ja, der Idee kann ich grundsätzlich etwas abgewinnen. Großkonzerne haben ja immer eine gemischte Belegschaft. Bedauerlicherweise bei den niederen Diensten die Frauen, bei den höheren und besser bezahlten Jobs die Männer. Das zu durchbrechen halte ich für ein Gebot der Stunde, und Frauen in Chefetagen achten darauf mehr als Männer. Das heißt: Je mehr Frauen in hohen Positionen sind, desto mehr werden sie andere Frauen nachziehen.

Standard: EU-Gleichstellungskommissarin Viviane Reding geht noch einen Schritt weiter: Sie möchte eine gesetzlich festgelegte Frauenquote für Aufsichtsräte. Ist das nicht wirksamer?
Fekter: Grundsätzlich hat meine Partei Quoten stets abgelehnt. Wir Frauen haben unsere Kollegen aufmerksam machen müssen, dass es ohne Quote leider nicht geht. Somit ist in der ÖVP auch eine Quote von einem Drittel festgeschrieben. Wahrscheinlich wird es auch in den Unternehmen von selbst schwer machbar sein. Wenn man Frauen in Chefetagen bringen will, muss man das wohl so deutlich sagen wie Reding.

Standard: Immer wieder hört man Klagen von Polizistinnen, wie schwierig sich Beruf und Familie durch den Schichtdienst vereinbaren ließen. Ist Ihnen das bewusst?
Fekter: Und wie. Ich war Anfang der 90er-Jahre Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium und habe den ersten Bundeskindergarten geschaffen. Den gibt es heute noch, und er wird gut genützt. Als Innenministerin habe ich mich dieses Themas auch gleich angenommen. In der Stadt Salzburg haben wir zuallererst einen Polizeikindergarten etabliert. Das war am Anfang etwas schwierig, die das umsetzen hätten sollen, haben mir immer erklärt, wie unmöglich das ist. Landesrätin Doraja Eberle hat mir dann geholfen. Wir arbeiten jetzt an einem hauseigenen Kindergarten im Ministerium in der Herrengasse. Wir werden uns auch genau anschauen, welchen Bedarf es hinsichtlich der Öffnungszeiten gibt. Der Polizeikindergarten in Salzburg hat beispielsweise bis 19 Uhr offen, weil das Dienstrad das erfordert.

Standard: Warum gibt es so wenige Migrantinnen bei der Polizei?
Fekter: Es gibt schon welche, wir haben in den Kursen auch immer wieder Mädchen mit Migrationshintergrund. Wir suchen sie gezielt, weil uns die Mehrsprachigkeit und das interkulturelle Wissen ein Anliegen sind. Warum der Anteil noch relativ niedrig ist, mag daran liegen, dass speziell jene ethnischen Gruppierungen, die mit der Polizei in ihrem Herkunftsland negative Erfahrungen gemacht haben, den Beruf wahrscheinlich anders als wir sehen. (Von Petra Stuiber/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12./13.2.2011)