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Eine letzte Ruhestätte für die geliebten Vierbeiner in Hernals? Nicht wenn es nach den Nachbarn geht

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In der "Verkehrsinsel" bei der Höhenstraße nahe Neustift soll der "Tierhimmel" entstehen.

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Das Grundstück für den geplanten Tierfriedhof ist 3.500 Quadratmeter groß.

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Für besonderen Aufruhr unter den Anrainern sorgt, dass in einem Haus im nahen Quellenweg (am Bild: Straße bergab) ein Kühlraum für Tierleichen eingerichtet werden soll.

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Ob die Ruhestätte tatsächlich umgesetzt wird, klärt zurzeit das Bezirksamt Hernals.

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Wo die Höhenstraße in Richtung Klosterneuburg kurz vor Neustift einen scharfen Knick nach links macht, liegt seit einigen Wochen ein Streitfall begraben. Denn in dem 3.500 Quadratmeter großen Wald- und Wiesen-Dreieck, das von der Keylwerthgasse, dem Sommerhaidenweg und der Höhenstraße umschlossen wird, soll Wiens erster Friedhof für Haus- und Heimtiere - der "Tierhimmel" - bewilligt werden. 

Eine Bürgerinitiative der nahe gelegenen Siedlung Waldandacht, einer umgewidmeten Kleingartenanlage mit Einfamilienhäusern, will diese letzte Ruhestätte jedoch verhindern. Der Hauptkritikpunkt ist ein Antrag von "Tierhimmel"-Planer Gerhard Starkl, in einem Kellergeschoß seines Wohnhauses in der genannten Siedlung einen Raum für die Zwischenlagerung von toten Heimtieren zu genehmigen.

Beschwerde an die Politik

In Starkls Haus im Quellenweg ist inzwischen bereits auf rund 1,5 Quadratmetern ein Kühlraum sowie eine Fläche zur Umbettung in Särge entstanden - Gesamtfläche: fünf Quadratmeter. Genau dagegen laufen Anrainer der Siedlung Waldandacht Sturm. In einem Schreiben an Bürgermeister Michael Häupl und weitere Stadtpolitiker äußern sie ihre Beschwerden. Diese reichen von "unerlaubter gewerblicher Nutzung eines Privathauses in einer Wohnsiedlung der Bauklasse I" über "Geruchs- und Lärmbelästigung" bis hin zu "Grundwasser- und Gesundheitsgefährdung" sowie "Anlockung von Insekten, Kleintieren und auch Wildtieren aus dem Wienerwald durch Gerüche der Abfälle & Kadaver."

Mit diesen Beschwerden konfrontiert erklärt Friedhofsplaner Gerhard Starkl: "Würden diese Vorwürfe der Nachbarn stimmen, hätten wir von der MA 60 Veterinäramt keinen rechtskräftigen Bescheid erhalten. Dies wurde unter allen Auflagen bezüglich Hygiene sowie Grundwasser- und Gesundheitsgefährdung umfangreich geprüft." Des Weiteren würden die Tierkadaver in verschlossenen, auslaufsicheren und luftdichten Kunststoffbehältern transportiert und im Kühlraum gelagert.

Nachbarn fühlen sich bedroht

"Wir fühlen uns echt bedroht", beschwert sich hingegen Rudolf Kraft, dessen 350 Quadratmeter Grundstück im Quellenweg direkt gegenüber des Hauses mit dem Kühlraum liegt: "Denn das Auto mit den Tierleichen steht dann gegenüber unseres Gartenzauns." Kraft sieht in dem Projekt aber auch rechtliche Bedenken, da der Hauptumfang des Gewerbes nicht am Friedhof sondern im Privathaus in der Siedlung erfolgen werde. "Das betrifft die Einlagerung aller notwendigen Geräte, insbesondere eines Baggers, sowie erhöhtes Verkehrsaufkommen durch Kunden."

Das stimme so nicht, sagt Starkl, da Kunden keine toten Tiere transportieren dürften und es sich außerdem nur um zwei bis vier tote Tiere pro Monat handle. "Ich habe eine europäische Zulassung für den Transport und die Zwischenlagerung von toten Tieren", so Starkl. "Alle nötigen Auflagen für die Betriebsanlagengenehmigung werden von den Behörden zurzeit geprüft. Ich warte jetzt auf das Verhandlungsprotokoll einer Begehung, die kurz vor Weihnachten stattgefunden hat."

Bezirksamt gibt sich zugeknöpft

Da es sich um den ersten Tierfriedhof in Wien handelt, gibt man sich von Seiten des Bezirksamts Hernals, das für die Gewerbebewilligung zuständig ist, zurückhaltend. Auf Anfrage von derStandard.at, erklärt Senatsrätin Astrid Seitinger, wie weit das Verfahren gediehen sei: "Eine Genehmigung kann nur erteilt werden, wenn nach den Umständen des Einzelfalles zu erwarten ist, dass Gesundheitsgefährdungen und unzumutbare Belästigungen auszuschließen sind. Das diesbezügliche Ermittlungsverfahren ist noch nicht zur Gänze abgeschlossen."

Dass die Lagerung in seinem Wohnhaus stattfinden solle, habe für Starkl auch einen wirtschaftlichen Hintergrund: "Das ist eine Übergangslösung, weil ich seit eineinhalb Jahren an dem Projekt dran bin und mir nicht die ganze Zeit ein Geschäftslokal mieten will." Sobald alle Genehmigungen vorhanden seien, wolle er eigene Räumlichkeiten für die Lagerung sowie einen Showroom abseits seines Wohnhauses schaffen.

Einwendungen werden berücksichtigt

Welche Möglichkeiten die Anrainer zum Einspruch gegen das Projekt haben, erläutert die Hernalser Senatsrätin Seitinger: "Anrainer können ihre Bedenken und Befürchtungen vorbringen ('Einwendungen' erheben). Sofern diese Vorbringen gewerbebehördlich relevant sind, werden diese erörtert bzw. geprüft und gegebenenfalls Maßnahmen gegen unzumutbare Belästigungen vorgeschrieben." Für den Fall, dass nach der Genehmigung der Betriebsanlage Belästigung auftreten würden, könnten nachträglich "Auflagen vorgeschrieben" bzw. "Zwangsmaßnahmen zur Abstellung eines Missstandes gesetzt" werden.

Die Bürgerinitiative in der Siedlung Waldandacht betont in dem Schreiben an Bürgermeister Häupl schon vorab mögliche Einschränkungen: "Wir haben große Angst und Sorge, dass die Lebensqualität von uns und unseren Kindern in dieser Gegend massiv beeinträchtigt wird. Versetzen Sie sich bitte in unsere Lage und überlegen Sie bei Ihrer Entscheidung, wie Sie vorgehen würden, wenn so ein Projekt in Ihrer direkten Nachbarschaft zur Diskussion stünde!"

Starkl wiederum verweist darauf, dass es in anderen Bundesländern schon einige Tierfriedhöfe gebe, wo das klaglos funktioniere: "Ich lasse mir das Projekt von Anrainern nicht schlecht reden. Ich mache ja nicht etwas, das nicht erlaubt ist. Jede Tierklinik, jede Fleischhauerei und jede Gaststätte haben weitaus mehr Tierleichen in Wohnhäusern gelagert." (Martin Obermayr, derStandard.at, 11.1.2011)

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