Assassin's Creed: Brotherhood (Ubisoft Montreal) ist für PlayStation 3 und Xbox 360 erschienen, die Version für Windows-PC folgt Anfang 2011

Foto: Ubisoft

Als Herausgeber Ubisoft nicht einmal ein Jahr nach dem Erscheinen von "Assassin's Creed 2" die Fortsetzung für November ankündigte, lag für Außenstehende auf der Hand, dass es sich bei "Assassin's Creed: Brotherhood" (ACB) um nicht viel mehr, als ein Addon handeln kann. Inhaltlich kann es tatsächlich als eine Erweiterung des Vorjahreshits gesehen werden. Doch spielerisch ist es mehr als alles andere ein gelungener Versuch, die Macken der Erstlingswerke auszumerzen, bislang versäumte Chancen zu ergreifen und den Spielfluss zu perfektionieren.

Alle Wege führen nach Rom

Wer über die Geschehnisse der ersten beiden Teile nicht mehr ganz im Bilde ist, findet im Prolog zu ACB eine knapp geschnittene, klärende Zusammenfassung. Nach wie vor spielt man im Jahr 2012 aus der Sicht Desmond Miles, der einer Widerstandsbewegung - den Assassinen - angehört, welche die Unterjochung der Menschheit durch die Templer zu verhindern versucht. Um das Unheil abzuwenden, klinkt sich Miles über eine Maschine namens Animus in die "genetischen Erinnerungen" seiner Vorfahren ein. Wie schon im zweiten Teil schlüpft man so Ende des 15. Jahrhunderts in die Haut Ezio Auditores, der mit seiner Familie nach der Belagerung und Zerstörung seiner Zufluchtsstätte in Monteriggioni nach Rom reist, um die verantwortlichen Templer, den Borgia-Klan, zu stellen.
In der Hauptstadt angekommen, findet Ezio desolate Zustände vor. Die Korruption stinkt zum Himmel, die Borgia haben überall ihre Finger im Spiel. In seiner Rolle als Assassine zögert Ezio nicht lange und beschließt Rom gewaltvoll aus der Geiselhaft zu befreien. Fortan gilt es die zwölf Wachtürme der Borgias zerstören und die Anführer auszuschalten.

(Trailer zum Single-Player)

Blutrünstige Helferlein

Rom ist nicht nur die bislang größte Stadt der Serie, sondern auch belebter, als die virtuelle Abbildungen von Florenz. In der Zeit Machiavellis, Da Vincis und Co. gibt es an Fast jeder Ecke etwas zu erleben. Passanten jammern über ihre bescheidenen Umstände und im Colosseum wird der Tod Jesu Christis nachgespielt. Im immerzu romantisch-dramatischen Licht der digitalisierten Sonne wird Ezio über die Dächer der Stadt sprintend zum kreisenden Adler. Bei den Attentaten macht er sich nicht nur neue Gadgets wie Da Vincis Fallschirm oder vergiftete Dartpfeile zunutze, sondern profitiert auch vom geschliffenen Kampfsystem. Das etwas mühselige Kontern wurde durch effektivere Angriffsschläge beschleunigt. Feindliche Truppen fallen Ezios schneller Klinge genauso zum Opfer, wie dem Schrot aus der versteckten Pistole oder geworfenen Äxten. Der Nachteil daran: Bis auf vereinzelte harte Prüfungen werden erfahrene Spieler zumeist kaum gefordert.
Für frischen Wind sorgt die Möglichkeit, Helfer zu rekrutieren und zu tatkräftigen Mitstreitern auszubilden. Diese können dann einerseits ausgesandt werden, um in ganz Europa Einsätze auszuführen oder bei brenzligen Situationen zur Hilfe gerufen werden. Besser eingebunden wurden überdies die Pferde. Sie dienen nicht mehr nur zur Fortbewegung zwischen Städten, sondern werden auch in Teil des Kampfgeschehens.

Blühende Fantasie und Mörderspiele

Wie schon zuvor lebt ACB von der überzeugenden Inszenierung. Die nahtlose Verschmelzung aus Historie und Verschwörungsgeschichte wird von gut ausgearbeiteten Charakteren getragen, die auch abseits der Zwischensequenzen der Fiktion Leben einhauchen. Ohne zu viel verraten zu wollen sei versichert, dass geschichtlich Interessierte genauso wie Fans von Dan Browns Mystery-Schinken zwischen Tiber und Vatikan auf ihre Kosten kommen.

(Trailer zum Multiplayer)

Das rund 20 Stunden fesselnde Abenteuer wird erstmals in der Serie durch einen Mehrspielermodus ergänzt. In vier Spielmodi (2 bis 8 Spieler) werden Teilnehmer in Schauplätzen wie Rom und Florenz mal zu Auftragsmördern, mal zu Gejagten. Durch die Einbindung von computergesteuerten Statisten wird das Katz-und-Mausspiel bei zahlreichen wählbaren Charakteren vom Barbier bis zum Soldaten zur großen Scharade, während Unbeteiligte unbedingt verschont werden müssen. Mit Sicherheit einer der erfrischendsten Multiplayer-Aspekte der vergangenen Jahre.

Fazit

Für manche dürfte Assassin's Creed: Brotherhood der Überraschungshit des Jahres sein. Die Entwickler haben in nur einem Jahr die spielerischen Stolpersteine großteils aus dem Weg geräumt und abermals Geschichte und Fiction fabelhaft miteinander verschmolzen, wenngleich der Plot merklich seinem Ende zusteuert. Besonderes Lob gebührt der erfrischenden Umsetzung der Mehrspielerkomponente. Fans der ersten beiden Teile können bedenkenlos zugreifen. Wem das Gameplay mit seinen Ein-Tasten-Kämpfen und dem rasanten, aber technisch simpel gelösten Parcours-Einlagen schon zuvor nicht zugesagt hat, wird wohl auch am bislang besten Assassin's Creed-Kapitel keine Freude haben.
(Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 22.11.2010)

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