Christoph mit seiner Tochter Lilly

 

 

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Kerstin mit ihrem Sohn Elias

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Während sich am Küniglberg die aufständischen Journalisten formieren, spricht aus dem ORF-Programm Sehnsucht nach Gefühlswärme. "Nur" sechs Jahre nach der ersten Super Nanny wagt der ORF den Sprung in das Dokusoap-Universum. Eva Pölzl präsentiert am Dienstag, 21.05 Uhr, "Single mit Kind sucht": Alleinerzieherinnen und Alleinerzieher stellen sich Publikum und potenziellen Interessenten vor. Im Frühjahr ziehen je zwei Werber in den Singlehaushalt und buhlen um eine neue Familie.

Neu soll der "respektvolle Umgang" mit Protagonisten sein, betont der ORF. Das schließt nebenbei mit ein, dass man im eigenen Haus Elisabeth T. Spiras Liebesg'schichten und Heiratssachen für weniger respektvoll hält. Aufregungen im Vorfeld, wonach der ORF Kinder vor die Kamera zerrte, sind aber zu relativieren. Bei jedem Auftritt bei Starmania müsste man sich mehr Sorgen um die psychische Stabilität des Nachwuchses machen. Zudem begleiten wie immer Psychologen das Anwerben.

Das Versäumnis liegt anderswo: In "Single mit Kind" böte sich die Chance, realen gesellschaftlichen Konstellationen Abbilder zu verschaffen. Für die jüngere ORF-1-Zielgruppe meint man, dass sich Zuschauer in Patchwork-Konstellationen wiederfinden. Dass man diesem Publikum vorerst ausschließlich traditionelle Vorstellungen von gelingenden heterosexuellen und rein österreichischen Beziehungen zumuten will, ist schade und blendet die in Dokusoaps so sehr gesuchte Wirklichkeit aus. Stattdessen verspricht der Nachwuchs dem Neuankömmling Apfelstrudel oder wünscht sich eine zukünftige Gefährtin, die nur ja nicht größer ist als der Vater. Na dann, gutes Gelingen! (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 16.11.2010)