Chakall kocht - Schnelle Rezepte für gute Laune

ISBN 978 -3-8310-1750-8

Dorling Kindersley Verlag, € 20,60

Foto: © Dorling Kindersley Verlag, Foto: Artur

Wenn man vom Verlag mit der Information "neuer Kochstar" versorgt wird, kann man leicht in Vorurteile verfallen: "Schon wieder so einer, der auf Jamie Oliver macht", vor allem noch im selben Verlag, und blättert zunächst eher halbinteressiert durch das Buch. Sehr hübsch, sehr bunt und appetitlich, eher für ein junges Publikum gestaltet. Passend zum Titel "Chakall kocht. Schnelle Rezepte für gute Laune" präsentiert sich am Cover besagter "Chakall" grinsend inmitten von Kohlköpfen mit einem Turban am Kopf. 

Diesen trägt er, weil er auf seinen zahlreichen Reisen - er hat laut eigenen Angaben mehr als 100 Länder bereist - zur Erkenntnis gelangte, dass der Turban ein extrem praktisches Kleidungsstück ist und in der Küche im Vergleich zu einer Kochhaube weitaus besser aussieht. Chakall ist in Argentinien geboren, beherrscht laut eigenen Angaben sechs Sprachen, und besitzt in Portugal, wo er auch eine eigene Kochshow hat, das Sterne-Restaurant "Quinta Dos Frades", mittlerweile lebt er mit seiner Familie in Berlin. Ursprünglich als Journalist tätig, ließ er sich zum Koch ausbilden, seine Liebe zur Küche wurde allerdings schon in der Kindheit geprägt als er in der Restaurantsküche seiner Mutter mithelfen durfte. Hier gibt es ein biographische Parallele zu Jamie Oliver, dessen Kochinteresse ja auch durch das Aufwachsen im Pub des Vaters wesentlich mitgeprägt wurde. 

Die Rezepte in seinem Buch spiegeln seine Reiseerfahrungen und seine internationalen Verwandtschaftsbeziehungen wider: Es sind Einflüsse aus der südamerikanischen, asiatischen afrikanischen und mediterranen Küche spürbar, was eine reizvolle Mischung ergibt, die bei näherem Hinsehen den ersten Eindruck vergessen lässt und vor allem beim Ausprobieren der gut nachkochbaren, einfachen Rezepte für angenehme Überraschungen sorgt.

Gegliedert ist das Buch nicht klassisch nach Vor-, Haupt- Nachspeisen, sondern nach Überthemen: "Rezepte die glücklich machen" werden von "Ich koche schnell was " gefolgt, "Amor, Amor" liefert Vorschläge für ein gelungenes Dinner zu zweit. Einen "Grund zu feiern" gibt es immer, und auch "Gute Freunde" kommen nicht zu kurz, die Rezepte bei Fernweh sollen zumindest einen Hunger stillen: Mit Tandoori-Garnelen mit Bananendip, einem Spinat-Vanille-Curry und einem Kokosflan als Dessert entflieht man in die Ferne.

Garniert wird jedes Kapitel mit Musikempfehlungen, das „Dinner zu Zweit" soll mit Serge Gainsbourg oder Bebo & Cigala untermalt werden, „Vielbeschäftigten" wird Musik zum Runterkommen empfohlen: Caetano Veloso oder Andres Calamaro.

Natürlich ist es zwar ein weiteres Kochbuch im Fahrwasser von Jamie Oliver & Co, andererseits geht vielen der omnipräsente englische Koch schon ein wenig auf die Nerven. Für junge und auch ältere Leute, die Lust auf was Neues, leicht zu Kochendes haben, ist das Buch eine nette Abwechslung. Wohlmeinende Schwestern können das Buch getrost auf die Weihnachtsgeschenkeliste für kleine Brüder setzen, die Freunde und Freundinnen abseits von Nudelgerichten & Chilli con Carne bekochen können wollen - musikalische Fortbildung inklusive. (derStandard.at, 16.11.2010)