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Oberhauser ist nach STANDARD-Infos ab sofort beurlaubt und muss den Sessel räumen.

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Der Infodirektor stimmte sich in Sölden auf das erste Skiweltcupwochenende der Saison ein, als ihn ORF-General Alexander Wrabetz Freitagfrüh nach Wien beorderte. Stunden nach der Landung flog Elmar Oberhauser vom Küniglberg: mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Das „Mindestmaß vertrauensvoller Kooperation" sei „derzeit nicht gewährleistet", erklärte Wrabetz.

Oberhauser nimmt Entscheidung "lächelnd zur Kenntnis"

 Oberhauser nimmt die Wrabetz' Entscheidung  "lächelnd zur Kenntnis". Das sagte Oberhauser gegenüber den "Voralberger Nachrichten" (Samstagausgabe). Dass nach dem intern ausgetragenen Konflikt um die Bestellung des neuen TV-Chefredakteurs Fritz Dittlbacher die Vertrauensbasis fehle, wie Wrabetz seine Beurlaubung begründete, bestreitet Oberhauser: "Dazu hat er überhaupt keinen Grund. Der Punkt ist ein ganz anderer: Er hat von mir verlangt, dass ich mich entschuldige und wesentliche Teile des Briefes zurücknehme. Das habe ich abgelehnt", so der Infodirektor. Er werde jetzt Urlaub machen, kündigte er an.

Oberhauser hatte in per internem Rundmail heftig protestiert, dass Wrabetz Fritz Dittlbacher zum TV-Chefredakteur bestellte und nicht Oberhausers Kandidaten Armin Wolf. „Erstmals" hielt sich ein General nicht an den Vorschlag des Fachdirektors, erinnert sich ORF-Langzeitgeneral Gerd Bacher.

Oberhauser schrieb in seinem internen Rundmail, „ich bin offensichtlich nicht mehr in der Lage, völlig unzulässige Einmischungen, in diesem Fall von der SPÖ, zu verhindern". Indirekt unterstellte er damit seinem Chef, „Einmischungen" nachzugeben. Wrabetz nannte das in seiner Reaktion „öffentliche Beschädigung der Glaubwürdigkeit der ORF-Information".

Freitag um 9.30 Uhr stellte Wrabetz Oberhauser vor die Wahl: Entweder er nehme die Vorwürfe zurück, oder er trete zurück. Darüber wollte Oberhauser ja laut Mail „nachdenken". Wenige Sätze zuvor hatte er geschrieben: „Jeder anständige Mensch nimmt in einer solchen Situation den Hut."

Freitag lehnte Oberhauser beides ab. Bleibt er dabei, droht ihm Wrabetz mit einem Abwahlantrag im Stiftungsrat.

"Parteipolitische Taktiererei"

Auf die ÖVP könnte Oberhauser (neben Freiheitlichen) hoffen: Andreas Kratschmar will den Publikumsrat damit befassen. VP-Stiftungsrat Franz Medwenitsch sieht Wrabetz „vor den Trümmern seines Personalkarussels, wer nicht mitspielt soll offenbar entfernt werden. So richtet man den ORF zugrunde." SP-Gegenüber Niko Pelinka entgegnet, die VP möge den Stiftungsrat nicht „für parteipolitische Taktiererei missbrauchen". 

Mehrheit möglich für Abwahl

Der Grüne Stiftungsrat Wilfried Embacher stellt sich hinter Wrabetz: Oberhausers Mail sei „schädlich für den ORF", die Beurlaubung „angemessen". Betriebsratschef Gerhard Moser findet den Urlaub „bei vollen Bezügen" zu milde, einfache Mitarbeiter würden härter behandelt. Eine Mehrheit für die Abwahl könnte sich so ausgehen.

Bis 4. November müsste Wrabetz die Abwahl beantragen, damit ihn der Stiftungsrat in der nächsten Sitzung behandelt. Termin: 11. 11. Faschingsbeginn. (fid)
(fid, red/DER STANDARD; Printausgabe, 23./24.10.2010)