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Im Alter lässt die Elastizität der Haut besonders im Bereich der Augenlider nach.

Das war gestern: „Alles was ein Mann schöner ist als ein Aff, ist ein Luxus", gab Friedrich Torbergs Tante Jolesch 1975 zum Besten und lag mit diesem Statement damals noch richtig.
35 Jahre später zieren makellos schöne Männer die Hochglanzmagazine, der Schönheitsdruck auf das starke Geschlecht wächst und der Begriff Metrosexualität steht hoch im Kurs.

Von den Medien unter anderem so kolportiert: 30% aller Schönheitsoperationen im europäischen Raum werden an Männern vollzogen. Tendenz steigend. „Das halte ich definitiv für nicht richtig. Ich beobachte seit mindestens 15 Jahren die Statistiken und die Zahlen bewegen sich stabil zwischen 10 und 15%", hält der Wiener Schönheitschirurg Jörg Knabl entgegen. Was er aber schon registriert: Das starke Geschlecht besitzt ein wachsendes Körperbewusstsein.

Grooming is booming

Allerorts werden Körperpflegeprodukte für die Herren der Schöpfung zum Verkauf angeboten und so sind Lipgloss, Peelings und Abdeckstifte für Männer längst keine Fremdwörter mehr. Vor der Schönheitsoperation aber schreckt Mann laut Knabl noch immer zurück. „Männern ist es einfach zu mühsam irgendwo hinzugehen, um stundenlang etwas über sich ergehen zu lassen". Die Konsequenz aus diesem Verhalten: Als Kunden beim Schönheitschirurgen sind Männer nach wie vor in der Minderheit.

Die Zahlen divergieren, Fakt ist jedoch: Es gibt ihn, den Mann, der seinen Körper vom Chirurgen tunen lässt. Was ihn dazu motiviert? „Männer wollen attraktiv auf Frauen wirken", behauptet der Thomas Aigner, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Wien und verzeichnet in seiner Praxis sehr wohl einen steigenden Zuwachs an männlichen Patienten. Die Zeiten in denen Mann im Alter auch ohne Zutun an Attraktivität gewinnt, scheinen laut Aigner endgültig vorbei. Graue Haare, Falten und stattliches Bäuchlein findet Frau von heute demnach nicht mehr anziehend.

Frau tut es für Mann

Dass Mann im Alter mit seiner Attraktivität auch noch punktet, hat laut Knabl allerdings nichts mit seiner optischen Erscheinung zu tun. Frauen orientieren sich seiner Meinung nämlich nicht an Äußerlichkeiten. Mann angeblich schon. „Im Moment ist der Mann noch nicht so entwickelt, dass er bei einem Harvard-Abschluß gleich scharf wird, wie bei einer Brust", erklärt sich der Schönheitschirurg die Tatsache, dass sich so viele Frauen freiwillig unter das Messer legen.

Frau tut es also für Mann und Mann tut es, so Knabl, vordringlich für seine Karriere. „Männer lassen sich dann operieren, wenn sie sich im Berufsleben davon einen Vorteil erwarten". Das Problem ist nicht zu übersehen, denn mit 40 zieren auch das männliche Gesicht schon einige Falten und Stress oder Müdigkeit sind für das Gegenüber sichtbar präsent. Junge dynamische Männer treten als Konkurrenz auf den Plan und so mancher „alternde" Mann kommt um den plastischen Chirurgen irgendwann nicht mehr herum.

Über Geschmack lässt sich streiten

Augenlidkorrekturen, Haartransplantationen und Fettabsaugungen sorgen dabei vornehmlich für eine neue männliche Fassade und/oder Kontur. Ob das Aussehen im Beruf tatsächlich Erfolg bringt, wurde schon oft hinterfragt. In den USA heißt das Phänomen „Beauty Premium". Es bringt überdurchschnittlich gutaussehenden Mitarbeitern ein höheres Einkommen als den durchschnittlich erscheinenden Kollegen.

Die Motivation sich operativ zu verändern mag sich wohl unterscheiden, der Schönheitswahn macht es jedoch beiden Geschlechtern nicht leicht. Denn zahlreiche Studien bestätigen leider: Wer gut aussieht, wird auch als glücklicher, intelligenter und erfolgreicher eingestuft. Über Geschmack lässt sich aber bekanntlich streiten und was schön ist beschäftigt die Wissenschaft schon seit geraumer Zeit. Fakt ist: Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ändern sich Schönheitsideale sehr schnell und um das Aussehen heutiger Vorbilder zu kopieren ist es mit ein bisschen Kosmetik längst nicht mehr getan. Der Weg zum Schönheitschirurgen bleibt deshalb oft der einzige Ausweg, egal, ob das was dabei rauskommt morgen auch noch gefällt. (derStandard.at, 10.2010)