Logistikpark in Himberg bei Wien: Von den maximal möglichen 71.000 Quadratmetern Lagerfläche sind erst 10.000 realisiert. Der Rest wird gebaut, sobald konkretes Interesse besteht

Visualisierung: ProLogis

Bis 2012 soll der spekulative Bau von Lagerimmobilien wieder attraktiver werden.

Himberg – "Der Standort bei Wien hat für uns als Brückenkopf in Richtung Osten einen hohen strategischen Wert", versicherte Björne Raetzell, Managing Director Finance der LGI Logistics Group International, am Mittwoch. Anlass war das Richtfest für den ersten Bauabschnitt des ProLogis-Parks in Himberg bei Wien. Bisher ist LGI der einzige Kunde für das Großprojekt, doch dafür sei die Einmietung langfristig geplant: "Die flexiblen Erweiterungsmöglichkeiten bieten genug Raum, um unsere Kapazitäten weiter auszubauen."

Logistikpark

Tatsächlich handle es sich bei den 71.000 Quadratmetern Lager- und 2800 Quadratmetern Bürofläche, die der Logistikpark im Endausbau bieten soll, nur um ein mittelgroßes Projekt für ProLogis: Mit mehr als 44 Millionen Quadratmetern und mehr als 4000 Mietern weltweit gehöre das Unternehmen mit Hauptsitz in Denver, Colorado, zu den führenden internationalen Anbietern von Logistikimmobilien.

LGI wurden rund 10.000 Quadratmeter übergeben. Spekulativ – also ohne fixen Abnehmer – baue ProLogis nicht, meint Österreich-Manager Sascha Petersmann im Interview mit dem Standard. Die restlichen 60.000 Quadratmeter könnten bis Mitte 2012 übergeben sein. Von Himberg aus erreiche man potenziell 450 Millionen Verbraucher, der Standort sei vor allem für Unternehmen aus den Branchen Life Science, Informations- und Kommunikationstechnologie und Automotive interessant.

Trend "zu mieten, statt selbst zu bauen"

Ähnlich sieht es beim Airpark Vienna aus, der ab 2011 in Fischamend nahe dem Flughafen Wien-Schwechat gebaut wird. Katrin Busch, Bereich Investment und Research der Otto Immobilien Gruppe, die das Projekt vermarktet, sieht "einen deutlichen Bedarf nach Hallenflächen in der Größenordnung von 2000 bis 5000 Quadratmetern". Dem gegenüber stehe ein Bestandsangebot, das "den heutigen Voraussetzungen einer modernen Logistikimmobilie nicht gerecht" werden könne – etwa wenn es um die Hallenhöhe und die Anzahl von Rampen geht. Busch glaubt auch, dass der Trend "zu mieten, statt selbst zu bauen", noch zunehmen werde.

Als weitere "großvolumige Bauvorhaben" führt sie ein Projekt in Enzersdorf an der Fischa an, wo der Projektentwickler AAA Real Estate Development 50.000 Quadratmeter an Lagerflächen plant, sowie weitere 40.000 Quadratmeter an Produktions- und Distributionshallen bis 2014. In Maria Lanzendorf plane UBM moderne Hallenflächen "in der Größenordnung von rund 18.000 Quadratmetern".

Spekulationsobjekte bis 2012

Für zwei Drittel der führenden Marktteilnehmer in der europäischen Industrie- und Logistikimmobilienbranche ist Westeuropa die attraktivste Bauregion – zumindest in den nächsten drei Jahren, wie eine Umfrage des Immo-Dienstleisters CB Richard Ellis (CBRE) unter 80 Experten bestätigt. Zudem gebe es ein hohes Interesse an Zentral- und Osteuropa. Zwar habe die Nachfrage nach gewerblichen Bauflächen in der Wirtschaftskrise deutlich nachgelassen, mit den ersten Zeichen des Aufschwungs jedoch ändere sich das wieder. Knapp die Hälfte der Investoren, Entwickler und Nutzer erwartet nach der Umfrage eine Rückkehr zu spekulativen Projektabschlüssen bis 2012.

Den Bedarf für Österreich bestätigt Felix Zekely, Senior Consultant bei CBRE Österreich. In der Vergangenheit sei "primär für den Eigennutzen der Unternehmen gebaut" worden. Der nachhaltige Betrieb samt der Möglichkeit externer Nutzer wurde zu wenig berücksichtigt.

Projekte wie in Himberg und Fischamend seien in Österreich beinahe nicht vorzufinden, betont Zekely. "Hier gibt es Nachholbedarf." Grundsätzlich stünden die beiden Bauten in Konkurrenz, allerdings habe das Himberger Projekt "durch die Vorverwertung an LGI ganz klar einen Startvorteil". (Bernhard Madlener, DER STANDARD Printausgabe 25/26.9.2010)