Das öffentlich-rechtliche französische Fernsehen "France 2" bekommt einen neuen Chefredakteur für die Nachrichtendienste. Die 59-jährige Arlette Chabot wird laut Medienberichten durch Thierry Thuillier, Chefredakteur des Nachrichtensenders "i-Tele" (Gruppe Vivendi), ersetzt. Chabot, die seit 2004 Chefredakteurin war, werde allerdings weiterhin die beliebte politische Talkshow "A vous de juger" (Urteilen Sie selbst) moderieren, hieß es.

Am Montag übernimmt auch der von Staatspräsident Nicolas Sarkozy ernannte neue Geschäftsführer der Rundfunkgesellschaft "France Televisions" sein Amt. Es handelt sich um den Elsässer Remy Pflimlin, der Patrick de Carolis ersetzt. Dieser war mit Sarkozy in Konflikt geraten, als er sich im Vorjahr der Abschaffung der Werbung im Staatsfernsehen widersetzte. Entsprechend einem Reformgesetz vom Februar 2009 ist Pflimlin der erste Geschäftsführer von "France Televisions", der direkt vom Staatschef ernannt wird. Die Oppositionsparteien betonten, dass dadurch alle künftigen Entscheidungen Pflimlins "fragwürdig" seien.

Kritik

Auch zwischen Chabot und Sarkozy hatten sich die Beziehungen jüngst zugespitzt. Im Anschluss an ein Interview in New York habe sich der Präsident bei Chabot über das "Fehlen wirklicher politischer Sendungen" beklagt. Seit dem Zwischenfall wurde in Medienkreisen angenommen, dass die Tage der Journalistin an der Spitze des Nachrichtendienstes von "France 2" gezählt seien.

Die 1951 geborene Chabot begann ihre berufliche Laufbahn beim öffentlich-rechtlichen Hörfunk "France Inter" im Jahr 1974 als Nachrichtensprecherin. Zehn Jahre später wechselte sie zum Fernsehen, wo sie zunächst für den Privatsender TF1 (Gruppe Bouygues) arbeitete. 1993 kam sie zum öffentlich-rechtlichen Sender "France 3" und schließlich 1992 zu "France 2". In der französischen Öffentlichkeit ist die Journalistin aufgrund ihrer zahlreichen politischen Sendungen sehr bekannt und beliebt.

Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2007 gelten Sarkozys Beziehungen zu Medien und Journalisten als widersprüchlich. Kritiker werfen dem Präsidenten vor, einerseits in den Medien "allgegenwärtig" zu sein, andererseits aber für Journalisten selbst keine allzu großen Sympathien zu hegen, insbesondere für jene, die seine politischen Ansichten nicht teilen. Journalisten-Gewerkschaften haben sich wiederholt darüber beklagt, dass Sarkozy freundschaftliche Beziehungen zu den Medienunternehmern Lagardere, Bouygues, Dassault und Bollore unterhalte und sich auf diesem Wege gerne in redaktionelle Belange einmische. (APA)