Ubisoft / Blue Byte, ab 6 Jahren, 45 €

Foto: Ubisoft

Am Anfang war das Brett. Ohne Bretter geht nichts. Um Bretter zu produzieren, braucht man 1.) eine Forsthütte, 2.) eine Holzfällerhütte und 3.) ein Sägewerk. Voilà: Eine Produktionskette ist fertig. Eine unter vielen. Um sich mit der Regentin "Prinzessin Zoé" gegen den hinterhältigen Ramirez behaupten zu können, bedarf es aber noch vieler Produkte: Werkzeuge, Waffen, Nahrung. Die Produktions- und Rüstungswettläufe werden zum komplexen Mehrspieler-Aufbaustrategiespiel aus neuen und traditionellen Elementen.

Siedler 7 ist keiner jener müden Nachfolger, deren es auch in der seit 1993 bestehenden PC-Spielereihe zur Genüge gab. Vielleicht kann der neue, große Wurf sogar zum legendären zweiten Teil aufschließen. Das Kontrollieren einer Dorfgemeinschaft im Arbeitswahn, irgendwo in einem pittoresken Niemandsland zwischen Mittelalter und Neuzeit, wurde diesmal stimmig mit neuen Strategie-, Handels-, Forschungs- und Diplomatiesystemen aktualisiert. Optisch sowieso.

Fortschritt mit Bier und Bibel

Das Anordnen von Produktionsstätten von Brauerei bis Goldschmied schafft die Basis zum taktischen Rittern um "Siegpunkte", etwa für das Einnehmen von Territorien. Um Soldaten in Wirtshäusern anheuern zu können, muss die Wirtschaft gut laufen. Die Kirche glaubt in der Siedler-Welt an den Fortschritt: Gib ihnen Bier, Brot und Bibeln, und sie sagen dir, was Ballistik ist. Erstmals gibt es auch Prestige-Stufen und eine Weltkarte für den Handel. Die Rundumerneuerung trumpft auch grafisch auf: Über die Originalität der comichaften Figuren kann man streiten, die Siedler-Tradition möglichst lieblicher Naturstimmungen sorgt aber für so hohe Detailtiefe in 3-D, dass auch ungewöhnlich hohe Rechenleistung notwendig ist.

Es scheint, als hätten sich Publisher Ubisoft und Entwickler Blue Byte besonders bemüht, um ihre umstrittenen Kopierschutz-Maßnahmen zu rechtfertigen. Viele Gegner der "Digitalen Rechteverwaltung" boykottieren neue Ubisoft-Produkte, die eine ständige Internetverbindung (auch beim Alleinespielen) erfordern. So viel Kontrollbedürfnis verunsichert, und Serverprobleme sorgten bereits für Unmut. Es stellt sich die Frage, ob auf diese Art mehr Schwarzkopierer zum Kauf gedrängt oder mehr potenzielle Käufer vergrault werden. (Alois Pumhösel/DER STANDARD Printausgabe, 3. März 2010)