Da sage noch einer, die Wettbewerbsbehörde sei lahm und das Kartellgericht zu zögerlich. Erst vor zwei Jahren wurde über ein gesprengtes Aufzugskartell ein Bußgeld von 75 Millionen Euro verhängt, im Vorjahr traf es die Telekom Austria mit einer Strafe von 1,5 Millionen. Jetzt könnte es den Spediteuren an die Geldtasche gehen. Dann, wenn sich vor Gericht erhärtet, was die Bundeswettbewerbsbehörde zu wissen glaubt: dass die Preise für den Transport von Maschinenteilen, Holz oder Stückgut des Versandhandels jahrelang abgesprochen wurden.

Die Spediteure streiten gar nicht ab, Absprachen getroffen zu haben. Sie stehen allerdings auf dem Standpunkt, dass alles seine Ordnung hatte. Schließlich habe man anlässlich des österreichischen EU-Beitritts die Zusammenkünfte unter dem Namen "Speditions-Sammellager-Konferenz" als "Bagatellkartell" angezeigt.

Nun kann man vieles behaupten, aber dass Preisabsprachen, in die mehr als vierzig Speditionen involviert gewesen sein sollen - darunter die Branchenführer inklusive der ÖBB-Tochter Rail Cargo Austria - eine Bagatelle seien, ist schlicht Chuzpe. Höhere Preise, die sich als Folge von Absprachen ergeben, treffen nicht nur Gewerbe- und Industrie. Die Zeche für dieses Tun zahlen letztlich alle Konsumenten, selbst wenn es nur um Absprachen über die Weitergabe der Lkw-Maut geht. Insofern ist es höchste Zeit, den institutionalisierten Raub ein für alle Mal zu stoppen.  (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.3.2010)