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Gesundheitsvorsorge ist nicht jeder Manns Sache.

Foto: APA/Jens Meyer

„Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde jedem Mann, der Symptome im unteren Harntrakt zeigte, die Prostata ausgehobelt", berichtet Klaus Jeschke, Vorstand der Urologischen Abteilung im LKH Klagenfurt. Zwar steckt die Urologie längst nicht mehr in der Kinderschuhen, die Vorsteherdrüse macht es Fachärzten aber noch immer nicht leicht. Denn auch wenn 90 Prozent aller Männer im Alter von 80 Jahren eine vergrößerte Prostata besitzen, bedeutet das nicht, dass jeder auch unter nämlicher „leidet". Tatsächlich bereitet die gutartige Prostatahyperplasie nur der Hälfte der Patienten Beschwerden.

Die Prostata leistet einen wesentlichen Beitrag zur männlichen Sexualität. Die kastaniengroße Geschlechtsdrüse produziert ein Sekret, das sich bei Ejakulation mit dem Samen des Mannes vermischt. Kombiniert werden diese beiden Flüssigkeiten in der Harnröhre, die durch die Mitte der Prostata nach unten verläuft. Eine anatomische Beziehung die sich langfristig betrachtet nicht gerade als Vorteil erweist.

Miktionsstörungen

Das Älterwerden des Mannes geht parallel mit dem Wachstum der Zellen in der Vorsteherdrüse einher. Mit zunehmender Größe der Prostata steigt auch der mechanische Druck auf die Harnröhre. Die möglichen Folgen für den Mann: Nächtliche Toilettegänge, erschwertes Wasserlassen, dünner Harnstrahl, Nachträufeln bis hin zum schmerzhaften Harnverhalt. Der Urologe subsumiert diese Beschwerden unter dem Begriff Miktionsstörungen. „Heute werden die Symptome viel differenzierter betrachtet", konstatiert Jeschke, wohl wissend, dass sich eben nicht immer eine gutartige Prostatahyperplasie dahinter verbirgt. Um die genaue Ursache zu eruieren, bedient er sich einer Vielzahl von Untersuchungsmethoden. Mitunter machen Anamnese, Abtasten der Prostata, Ultraschalluntersuchungen, Restharnbestimmungen und Harnflussmessungen die Prostatahyperplasie aber schließlich zur diagnostischen Realität.

Männervorsorge

Gesundheitsvorsorge ist jedoch generell nicht jeder Manns Sache. Im Fall der Vorsteherdrüse schon gar nicht, kratzt doch ein Problem in diesem Organ besonders am männlichen Ego. Diese Zurückhaltung hat Konsequenzen, denn zum einen treibt die Prostata gerne völlig symptomlos ihr Unwesen und ganz nebenbei lebt Mann, solange er schmerzfrei ist, auch mit erwähnten Symptomen ganz gut.

Die Prostatahyperplasie fungiert nicht als Vorbotin für Prostatakrebs, ein regelmäßiger Gang zum Urologen macht aber trotzdem Sinn. Die Früherkennung einer vergrößerten Prostata ermöglicht nämlich schon beim ersten Auftreten von Beschwerden eine erleichternde Therapie und macht eine zwingende Operation zu einem späteren Zeitpunkt unter Umständen überflüssig. Mit Alpha-Reduktasehemmern lässt sich beispielsweise eine rasch fortschreitende Vergrößerung aufhalten, beziehungsweise sogar eine Verkleinerung der Prostata erzielen.

Problem retrograde Ejakulation

Für die Prostatahyperplasie im Stadium III erweist sich die Operation als alleinige Option. Die Harnröhre ist bereits weitgehend verschlossen, der Harn staut zurück, im schlimmsten Fall zurück bis in das Nierenbecken. Laut WHO werden derzeit rund 30% aller Männer im Laufe ihres Lebens aufgrund einer Prostatahyperplasie operiert. Goldstandard ist die transurethrale Prostataresektion (TURP). Dabei trägt der Operateur über die Harnröhre (Urethra) stückchenweise Prostatagewebe ab und beseitigt auf diese Weise die Verengung der Urethra und die daraus resultierenden Harnabflussstörungen. Nicht unerheblicher Nachteil: „Die TURP geht mit dem Verlust des Samenergusses einher", weiß Jeschke. Diese retrograde Ejakulation in die Blase stellt vor allem für jüngere Patienten ein Problem dar. Alternativ bieten sich zwar weniger invasive Methoden mit dem Laser an, ein frühzeitiger Besuch des Urologen könnte Mann aber mitunter auch diese ersparen. (derStandard.at, 23.03.2010)