Bei den HändlerInnen sehen die Schwarzen rot

Vor der Wahl ist nach der Wahl: Obwohl die Wirtschaftskammer Wien erst ab 27. Februar zur Urne ruft, überlegen die roten FunktionärInnen bereits jetzt eine Wahlanfechtung: Von "Wählertäuschung" und "Manipulation" seitens des schwarzen Wirtschaftsbundes ist beim Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband (SWV) die Rede.

Wie man "richtig" ankreuzt

Der Vorwurf: "Hohe Funktionäre" des Wirtschaftsbunds seien zu den Betrieben getingelt, um Wahlkarten einzusammeln. "Das sei an sich noch nicht bedenklich", sagt SWV-Präsident Fritz Strobl - vorausgesetzt, die Karten kämen unversehrt in der Wahlstelle an. Und daran hegt Strobl Zweifel: Studierende seien vom Wirtschaftsbund geschult worden, Wahlkarten einzukassieren. Bei der Schulung hätten sie "gelernt, wie eine richtig ausgefüllte Wahlkarte auszusehen hat" - "richtig" im Sinne des Wirtschaftsbundes. Am Wiener Naschmarkt seien schwarze Wahlhelfer mit den Worten "Mich schickt der Akan Keskin (SWV-Kandidat und selbst Naschmarkt-Gastronom, Anm.)" Karten sammeln gegangen. "Es besteht der Verdacht auf organisierten Wahlbetrug in Teilen des Wirtschaftsbundes", sagt Strobl.

Betroffen seien vor allem die umkämpfte Fachgruppen mit überdurchschnittlich hohem roten Anteil. Da bei kleinen Fachgruppen oft wenige Stimmen über ein Mandat entscheiden, sähen sich die Schwarzen zu unlauteren Maßnahmen gezwungen, glaubt Strobl, der von einer "riesigen Sauerei" spricht.

"Schwarze Hasen gibt es überall"

Harte Worte findet auch Johann Lutzmayer, Wirtschaftsbund-Chef im Markthandel: Strobls Vorwürfe seien "eine ausgesprochene Frechheit", so Lutzmayer. "Bei meinen Leuten kommt so etwas nicht vor". "Schwarze Hasen" gebe es zwar überall, von Manipulationen zu sprechen sei dennoch "eine Verleumdung".

Bei den Roten herrscht nun Alarmstimmung. Strobl: "Wir werden uns vorbehalten, die Wahl anzufechten." (derStandard.at, 16.2.2010)