Richard Wadani (87) hat für Rehabilitierung gesorgt.

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Am Sonntag wird Richard Wadani 87 Jahre alt. Sein größtes Geburtstagsgeschenk bekommt der Wehrmachtsdeserteur schon vorab: Mit dem am Mittwoch vorgestellten Aufhebungsgesetz sind alle Opfer der NS-Militärjustiz rehabilitiert. Für Wadani der Endpunkt eines jahrelangen Kampfes um Anerkennung.

Auslöser für die neuerliche Deserteursdebatte war die deutsche Wanderausstellung Was damals Recht war, die Wadani und sein Personenkomitee "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz" am 1. September in Wien eröffnet hatten. Jetzt, im Oktober, hat Wadani sogar ein Stück Nachkriegsgeschichte mitgeschrieben.

1922 in Prag als zweiter Sohn österreichischer Eltern geboren, wächst Wadani in einer sozialdemokratischen Familie heran. 1938 muss die Familie zurück nach Wien, wo ihm ein Schutzbündler rät, sich zur Luftwaffe zu melden. Wadani wird dort Kraftfahrer. 1942 scheitert sein erster Fluchtversuch aus der NS-Armee. 1944 gelingt ihm die Desertion an der Westfront. Das Kriegsende erlebt er als Soldat der tschechischen Armee in Großbritannien.

Sich selbst als Befreier sehend, kehrt nach seiner Heimkehr nach Österreich Ernüchterung ein. Anpöbelungen und Schmähungen sorgen dafür, dass Wadani lange über seine Erlebnisse schweigt. Der ehemalige Deserteur arbeitet als Sportlehrer, wird Bundestrainer und Bundeskapitän im Volleyballverband. Seine politische Heimat ist die KPÖ, die er aber nach der Zerschlagung des Prager Frühlings verlässt.

Wie das Nachkriegsösterreich mit Wehrmachtsdeserteuren umging, hat ihn nie losgelassen. 2002 wird er Sprecher des Personenkomitees. Ein Etappenerfolg: Nach zähem Ringen erreicht er die Aberkennung des Ehrengrabs des NS-Fliegermajors Walter Nowotny. Nach 2005 setzt das Personenkomitee alles daran, das Anerkennungsgesetz aus diesem Jahr abzuändern. Darin werden Deserteure rehabilitiert, aber nicht explizit genannt. Das war Wadani zu wenig. Vier Jahre später sieht das auch die Regierung so.

Dass Wadani unbeirrt seinen Weg ging, verdankt er zu einem Gutteil seiner Frau Sieglinde. Am Ende seiner politischen Träume ist er noch lange nicht. Wie in Deutschland will er auch in Österreich Deserteursdenkmäler. Und er hat bereits seine nächste Mission: Das Komitee möchte die Ausstellung über die Verbrechen der NS-Justiz bald in Kärnten zeigen. So es seine Gesundheit erlaubt, wird Richard Wadani auch dort vorne mit dabei sein - mit Sieglinde an seiner Seite. (Peter Mayr/DER STANDARD-Printausgabe, 8. Oktober 2009)