Times-Autor David Pogue unter Beschuss

Foto: davidpogue.com

Sollte ein Autor, der ein Handbuch für ein Betriebssystem schreibt, dieses in einer Zeitung auch rezensieren? Anders gefragt: kann ein Autor objektiv über eine Software schreiben, mit der er gleichzeitig auch sein Buch zu verkaufen versucht? Eine heikle Frage, auf die The New York Times eine Antwort finden musste. Technologie-Journalist David Pogue hat gleichzeitig Snow Leopard für die Times rezensiert und den neuen Band seiner Serie "Missing Manuals" zu Apples neuem Betriebssystem herausgebracht.

Interessenskonflikt

Times-"Public Editor" Clark Hoyt hat diesen Interessenskonflikt in einem Artikel adressiert. Vor zwei Wochen habe Pogue eine "glühende Rezension" von Snow Leopard geschrieben und gleichzeitig an seinem Missing Manual über das Betriebssystem gearbeitet, so Hoyt. Er führt an, dass man sich in Klaren sei, dass Pogues Arbeiten einen Interessenskonflikt darstellen. Auch intern habe seine Arbeit an den "Missing Manuals" für Verunsicherung gesorgt. Es sei aber ein neues Zeitalter, in dem Journalisten "Stars" seien, welche die "alten Regeln überschreiten", die über die Arbeit in der Zeitung hinausgehende Aktivitäten stärker eingeschränkt haben. Auf seiner eigenen Homepage verlinkt Pogue seine Times-Artikel und wirbt für seine Bücher.

Maßnahme: Leser informieren

Hoyt habe drei Ethiker befragt, die ihm alle bescheinigt hätten, dass Pogues Arbeit einen klaren Interessenskonflikt für die Time darstelle. Einer habe sogar vorgeschlagen, dass Pogue keine Rezensionen über Software mehr schreiben dürfe, zu der er auch ein Handbuch anbiete. Man könne Pogue aber weder verbieten die Missing Manuals weiterzuschreiben noch auf seine Expertise bei den Testberichten verzichten, so der Times-Redakteur. Als Lösung werde man nun stattdessen Leser über Pogues weitere Aktivitäten informieren. Unter dem Test steht nun: "I have a book coming out explaining this operating system. Apple doesn't pay me to write these - an independent book publisher does."

Pogue: "Kein Einfluss von außen"

Pogue selbst sieht den Interessenskonflikt naturgemäß weniger tragisch. Er könne sich nicht vorstellen, dass jemand denke: "Das ist ein gutes Produkt. Ich werde mir das Buch des Testers kaufen." Außerdem habe er andere Apple-Produkte wie etwa iMovie 08 auch verrissen, trotzdem er eine Missing Manual darüber geschrieben habe.

Kritik von "Fake Steve Jobs"

Die Reaktion der Times stößt nun ihrerseits auf Kritik. Im satirischen Blog "The Secret Diary of Steve Jobs" meint der als Fake Steve Jobs bekannt gewordene Blogger, dass es eigentlich gar nicht darum gehe, dass Pogue Handbücher schreibe. Aber die Rezension von Snow Leopard sei extrem positiv ausgefallen und Pogue habe zum Kauf des Upgrade geraten. Kurze Zeit später habe er gegenüber VentureBeat jedoch eingestanden, dass ihm einige gravierende Fehler bei dem Betriebssystem aufgefallen seien.

Viele Superlative, aber auch Kritik

Tatsächlich liest man in Pogues Rezension viele Superlative, die man eher in einer PR-Aussendung von Apple selbst vermuten würde, allerdings berichtete der Autor durchaus auch über einige "frustrierende Rückschläge" mit Programmen wie Photoshop CS3 und Microsoft Word und hofft, dass die Probleme bald mit dem Update auf MacOS X 10.6.1 behoben werden. (br/derStandard.at 7. September 2009)