Um das Hauptdepot der Albertina und die darin gelagerten Kunstwerke im Milliardenwert zu schützen, verlegte die Wiener Feuerwehr am Dienstag eine Plastikplane.

Foto: STANDARD/Ch. Fischer

Die ganze Nacht über wurden in der Albertina tausende Kunstwerke gerettet: In das "absolut wasserdichte" Depot war zumindest an drei Stellen Wasser eingedrungen. Dürers "Feldhasen" dürfte es gut gehen.

Wien – In der Albertina ereigneten sich am Dienstag hoch dramatische Stunden: Zu Mittag meldeten die Meßgeräte im Hochsicherheitstrakt einen rapiden Anstieg der Luftfeuchtigkeit. Die Sicherheitskräfte stellten daraufhin einen Wassereintritt fest. An mehreren Stellen tropfte Wasser herunter.

Das Depot mit äußerst dicken Stahlbetonwänden war erst um die Jahrtausendwende errichtet worden und galt als "absolut wasserdicht". Es beherbergt 950.000 Kunstwerke der Albertina – darunter auch die wertvollsten: von Dürer, Rembrandt, Brueghel, Klimt.

Direktor Klaus Albrecht Schröder weilte zu diesem Zeitpunkt in London bei Damien Hirst. Telefonisch in Kentnis gesetzt, informierte er Kulturministerin Claudia Schmied, das Innen- und das Verteidigungsministerium. Bundesheer und Feuerwehr deckten die Bastei mit Planen ab, um weiteren Wassereintritt zu verhindern. In der Zwischenzeit wurde mit der Evakuierung begonnen. Als erstes ließ Schröder die Spitzenwerke retten – ungeachtet dessen, ob sie in einem Sektor mit Wassereintritt oder nicht lagerten. Als erstes also wurde Dürers lichtscheuer Hase in Sicherheit gebracht, danach die Betenden Hände.

In einem zweiten Durchgang barg man alle sehr wichtigen Grafiken. Die Kassetten und Mappen mit den Blättern können aber nicht von Menschenhand aus den Regalen entnommen werden: Die Anlage ist vollcomputerisiert; zwei Roboter erledigen diese Tätigkeit. Ein Entnahmevorgang dauert bange 50 Sekunden.

Die Nervosität stieg mehrfach, weil die Stromversorgung zusammenbrach. Um 22.30 Uhr versicherte Schröder, am Abend in Wien gelandet, dem Standard, dass alle wichtigen Werke in Sicherheit seien. In der Folge wurden die Kunstwerke in drei Sektoren geborgen, in denen Wassereintritt festgestellt worden war. Die Entfeuchtung läuft auf Hochbetrieb.

Schröder konnte noch nicht sagen, ob eine "Totalevakuierung" notwendig sei. Diese würde jedenfalls dreieinhalb Tage dauern. Gelagert werden die Kunstwerke einstweilen in den Ausstellungsräumen. Bisher seien Wasserflecke an den Mappen festgestellt worden, aber keine Schäden an den Werken. Was die Ursache war (Materialermüdung oder Planungsfehler), könne noch niemand sagen. Der Bau war von der Burghauptmannschaft betreut worden. (Thomas Trenkler/DER STANDARD, Printausgabe, 24.6.2009)