Madrid - In Spanien bahnt sich wegen der Lockerung des Abtreibungsrechts eine neue Konfrontation zwischen der katholischen Kirche und der sozialistischen Regierung an.

Kirche dagegen, "Unmoral" rechtlich zu legitimieren

Die Bischofskonferenz verurteilte die Reform am Donnerstag als Versuch, "die Vernichtung von Menschen" sowie unmoralische Verhaltensweisen rechtlich zu legitimieren. Eine Abtreibung sei ein "schreckliches Verbrechen" und dürfe nicht als private Entscheidung der Frauen betrachtet werden. Zugleich riefen die Bischöfe die katholischen Abgeordneten im Parlament auf, gegen die Neuregelung zu stimmen.

Keine Einwilligung der Eltern erforderlich

Die Reform war vor einem Monat vom Kabinett verabschiedet worden und muss nun vom Abgeordnetenhaus gebilligt werden. Einen Termin für die Abstimmung gibt es noch nicht. Die geplante Neuregelung sieht vor, die bisher geltende Indikationslösung durch eine Fristenregelung zu ersetzen. Schwangerschaftsabbrüche sollen künftig bis zur 14. Woche straffrei bleiben. Junge Frauen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren sollen ohne Zustimmung der Eltern über eine Abtreibung entscheiden können. Diese Bestimmung ist in der Öffentlichkeit besonders heftig umstritten.

Bislang Verbot

Nach derzeitigem Recht sind Abtreibungen in Spanien grundsätzlich verboten. Nur in Ausnahmefällen sind sie zugelassen, wie nach Vergewaltigungen, bei Missbildungen des Fötus oder bei Gefahren für die physische oder psychische Gesundheit der Schwangeren.

Große Proteste angekündigt

AbtreibungsgegnerInnen planen mit Unterstützung der Kirche für den Herbst Großdemonstrationen gegen die Reform. Proteste hatte es in der Vergangenheit bereits gegen die in Spanien eingeführte Homosexuellen-Ehe oder die Einschränkung des Religionsunterrichts an den Schulen gegeben. (APA/dpa)