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"Krone"-Chef Hans Dichand wünscht sich "beide Prölls" an die Spitze des Staates.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Der Herausgeber der "Kronen Zeitung", Hans Dichand, wendet sich nun offen von Bundeskanzler Werner Faymann ab. In einem Interview mit dem Magazin "LiVE", eine "Krone"-Beilage der Freitag-Ausgabe, erklärte Dichand, er wünsche sich "beide Prölls" an der Spitze des Staates. ÖVP-Chef Josef Pröll solle nächster Bundeskanzler, dessen Onkel, Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll, nächster Bundespräsident werden. Kolportierter Grund für den Schwenk zur ÖVP sind die Inserate von Faymann und SPÖ im Konkurrenz-Blatt "Österreich". Doch auch dort teilt Wolfgang Fellner in der Kolumne "Das sagt 'Österreich'" mit: "Erwin Pröll wäre ein idealer Präsident".

"Nur als Ergebnisse echter demokratischer Wahlen"

Als Journalist meine er zu spüren, "dass die große Wendung kommen könnte, die ich für Österreich erwarte, nämlich, dass beide Prölls, der eine als Bundeskanzler, der andere als Bundespräsident, an der Spitze des Staates stehen", so Dichand in "LiVE". Etwas skurril mutet an, dass Dichand betont, die Wende nur auf demokratischem Weg zu wollen: "Dabei ist mir klar, dass diese Wendungen nur als Ergebnisse echter demokratischer Wahlen kommen können".

Pröll nicht "über Gebühr motiviert"

Man werde nicht vor Herbst entscheiden, sagt Neffe Pröll im ORF-Mittagsjournal in Richtung Dichand. Die Wünsche des "Krone"-Chefs würden ihn weder stören, noch über Gebühr motivieren. "Ich habe niemandem einen Brief geschrieben, ich halte Distanz zu allen Medien in gleicher Art und Weise, fordere nicht mehr und nicht weniger als eine faire Behandlung, und die habe ich immer erfahren", so der Vizekanzler.

"Stille Hoffnung"

Zum Sieg der ÖVP bei der EU-Wahl meinte Dichand, er gönne ihr das "von ganzem Herzen". Gleichzeitig legte er der ÖVP einen Schwenk ihres EU-Kurses nahe: Der Herausgeber sprach von der "stillen Hoffnung", dass die ÖVP durch den Sieg "endlich von ihrer EU-Hörigkeit, die beschämend ist, wegkommt". 

"Erträumte Wendung"

Enttäuscht ist er in dieser Hinsicht von Faymann: Die von ihm "erträumte Wendung" Österreichs "zu echter Demokratie" habe er gar nicht weit entfernt gesehen, als der SPÖ-Chef "über Nacht seine Partei umzudrehen verstand und plötzlich von der Notwendigkeit einer Volksabstimmung zum EU-Vertrag sprach", so Dichand. Was aber seither passiert sei, zeige eigentlich, "dass ein solcher Weg gegenseitiger Verständigung und echten demokratischen Alltags nicht so leicht zu gehen ist".

Faymann nicht enttäuscht

Kanzler Faymann ist nicht enttäuscht, dass Dichand nun ÖVP-Obmann Pröll als Regierungschef favorisiert: "Es wäre ja absurd, wenn ein Politiker beginnt, Journalisten, Herausgeber, Zeitungseigentümer zu kommentieren", sagte er der "Presse". Faymann: "So, wie ich unabhängig von Medien meine Meinung sage, tun das unabhängige Medien auch."

Kritik an Fischer

Unzufrieden ist Dichand offensichtlich nicht nur mit Faymann, sondern auch mit Bundespräsident Heinz Fischer. Dieser sei "ein zweifellos allgemein angesehener und guter Mann", er habe allerdings in seiner Amtszeit "nicht den Weg zur großen Wendung, die man überall in Österreich erwartet, gewagt". Daher will er Erwin Pröll "schon gerne als Nummer eins unseres Staates sehen, nämlich als unseren nächsten Bundespräsidenten, falls der jetzige auf eine neue Kandidatur verzichten sollte".

Auch Fellner für die Prölls

"Erwin Pröll wäre ein spannendes Kontrastprogramm", schreibt Fellner am Freitag in "Österreich". Dass er der Onkel des Vizekanzlers sei, werde ihm "keiner übel nehmen". 

Nähe zum Kleinformat

Faymann war seit dem berühmten "Krone"-Brief, in dem er und der damaligen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer einen EU-Schwank betreffend einer Volksabstimmung über den nächsten EU-Vertrag vollzogen hatten, wegen seiner Nähe zum Kleinformat auch aus den eigenen Reihen heftig kritisiert worden. Er wurde sogar als Neffe des "Onkel Hans" bezeichnet. Die "Krone" hatte in der von der ÖVP nach dem Brief ausgerufenen Neuwahl einen Anti-ÖVP-Kurs eingeschlagen und sich für die SPÖ stark gemacht. "Gelassen führen wir den Kampf um unser Vaterland Österreich weiter. Mit neuen Freunden!", schrieb Dichand damals. (APA/red)